European-American Evangelistic Crusades

             
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DAS VATERHERZ GOTTES


 
von John Dawson

 
Hast du dich je gefragt, was Gott von dir denkt? Fällt es dir schwer, zu glauben, dass er dich genauso sehr liebt wie die Bibel es sagt? Gott ist so groß und er scheint manchmal so weit weg zu sein – doch wie ist er wirklich? Kennst du ihn wirklich? Du hast seine Anweisungen gehört, doch weißt du irgendetwas über seine Gefühle oder seinen Charakter?
 
Eine der wunderbarsten Offenbarungen der Bibel ist, dass Gott unser Vater ist. An was denkst du, wenn du das Wort “Vater” hörst? Denkst du automatisch an Schutz, Versorgung, Wärme und Zärtlichkeit? Oder malt dir das Wort “Vater” eine andere Art von Bild vor Augen?
 
Gott offenbart sich in der Bibel als ein sanfter, vergebender Vater, der auf intime Weise in jedes kleinste Detail unseres Lebens involviert ist. Das ist nicht nur ein schönes Bild, sondern auch ein wahres. Doch jede Person scheint eine andere Vorstellung davon zu haben, wie Gott ist, weil wir alle unbewusst dazu neigen, die Gefühle und Eindrücke von unserem eigenen, irdischen Vater auf unser Konzept von unserem himmlischen Vater zu übertragen. Die eigene Erfahrung jeder Einzelperson mit menschlicher Autorität überträgt sich gewöhnlich auf ihre Beziehung zu Gott. Gute Erfahrungen bringen uns dem Kennen und Verstehen Gottes näher, genauso wie schlechte Erfahrungen ein verzerrtes Bild der Liebe unseres Vaters zu uns erzeugen.
 
Was hatte Gott im Sinn als er die Familie schuf? Die Bibel sagt:
"Ein Vater der Waisen ... ist Gott in seiner heiligen Wohnung.” (Psalm 68:6) Eine Familie beinhaltet einen Kreis von Beziehungen, einschließlich eines erwachsenen Mannes und einer erwachsenen Frau, in den winzige, abhängige Menschen hinein geboren und in dem sie aufgezogen werden.
 
Warum treten wir als solch hilflose, unzulängliche Personen in diese Welt ein und wachsen dann erst langsam körperlich, mental und emotional zu eigenständigen Erwachsenen heran? Hast du dich je gefragt, weshalb Gott sich nicht eine Form von Reproduktionssystem einfallen ließ, das eine ausgewachsene und reife Person hervorbringt so wie bei seiner ursprünglichen Erschaffung von Adam und Eva?
 
Ich glaube, dass Gott gewollt hat, dass wir total abhängig und hilflos auf diese Welt kommen weil er die Familienzelle als einen Ort beabsichtigt hat, an dem Eltern und Kind seine Liebe demonstriert wird. Als Eltern beginnen wir, Gottes Herz gegenüber uns als
seinen Kindern erst wirklich zu verstehen. Und als Kinder soll uns Gottes Liebe durch die elterliche Zärtlichkeit, Gnade und Disziplin offenbart werden.
 
Doch was ist, wenn das Ideal nicht zustande kommt? Was ist, wenn du auf irgendeine Art und Weise durch elterliche Autorität falsch behandelt worden bist? So viele haben durch ihre Familien Verletzung und Ablehnung erfahren und das macht es ihnen schwer, Gott so zu sehen wie er wirklich ist. Das Wesen Gottes zu verstehen ist entscheidend wenn wir ihn lieben, ihm dienen und
ihm ähnlich werden sollen.
 
Ich möchte über sechs verschiedene Bereiche sprechen, in denen falsche Vorstellungen von Gott und seiner Liebe zu uns herrschen. Dabei werde ich mich in diesem Artikel der Einfachheit halber fast ausschließlich auf Gottes Qualitäten der Vaterschaft beziehen. Doch eine volle Offenbarung von Gottes elterlicher Liebe ist unvollständig ohne die Anwesenheit der männlichen
und weiblichen Attribute elterlicher Zuwendung. Bitte wirf einen Blick zurück in deine persönliche Vergangenheit und schaue, ob deine Beziehung mit Gott auf irgendeine Weise behindert wird weil zärtliche, liebende Fürsorge von einem Elternteil oder beiden gefehlt hat.
 
I. Elterliche Autorität

 
Hast du jemals das Grundstück eines Freundes betreten und bist dort vom Hund der Familie begrüßt worden? Das Tier wird sich entweder vor dir verstecken und vor Angst zittern oder dich mit einem ungewollten Ausdruck von Zuwendung anspringen, demonstriert durch Zunge, Schwanz und schmutzige Pfoten. Der eingeschüchterte Hund, der sich nicht entschließen kann, dir zu vertrauen, ist offenbar misshandelt worden. Der überschwängliche Fellbursche, der dir am liebsten mit der Zunge das Gesicht abschlecken möchte, kommt offenbar aus einem liebevollen Zuhause.
 
So ist es auch wenn Gott sich einem Menschen nähert. Unsere vergangenen Erfahrungen diktieren unsere Reaktion auf die Annäherung Gottes. Ein weinender Prophet namens Hosea hörte die Stimme Gottes sagen:
"Als Israel jung war, liebte ich ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn berufen. Aber man rief sie; sofort gingen sie von mir weg. Den Baalen opferten sie, und vor den Bildern räucherten sie. Und doch war ich es, der Ephraim das Laufen lehrte! Ich nahm sie auf meine Arme; sie aber haben nicht gemerkt, dass ich sie heilte. Mit menschlichen Banden zog ich sie, mit Seilen der Liebe, ich hob ihnen gleichsam das Joch auf vom Kinn und beugte mich nieder um sie zu speisen." (Hosea 11:1-4) Gottes Autorität ist nicht barsch und rachsüchtig – im Gegenteil. Er ist unsagbar sanft und langmütig.
 
Kürzlich eilte ich in mein Arbeitszimmer weil ich dringend einige Informationen aus meinen Akten brauchte. Während ich verzweifelt meine Papiere durchwühlte, blies mein 5jähriger Sohn wiederholt in eine schrille Blechflöte. Ich forderte ihn wieder und wieder auf, damit aufzuhören. Es gab eine Periode der Stille, gefolgt von einem betäubenden Pfiff direkt neben meinem Ohr, begleitet von einem Sprühregen aus Spucke. Ich griff nach ihm, gab ihm eine Ohrfeige und brüllte ihn wütend an. Sofort spürte ich, dass ich den Geist Gottes betrübt hatte. Ich erinnerte mich an die biblische Aussage, dass Gott langsam zum Zorn und reich an Gnade ist. Ich nahm meinen Sohn in meine Arme und bat ihn, mir zu vergeben. Es ist zwar richtig, dass ich seinen Ungehorsam korrigieren muss, doch unsere Kinder sollten immer wissen, dass wir sie disziplinieren weil wir sie lieben und nicht weil wir unserem momentanen Frust Luft machen.
 
Unser himmlischer Vater wird jetzt in diesem Augenblick auf der ganzen Welt durch die Grausamkeit und Selbstsucht der Menschen verunglimpft und falsch dargestellt, nicht nur im Zuhause vieler Leute, sondern auch in allen Formen menschlicher Regierung. Seine Gesetze der Liebe sind ignoriert worden und unsere entstellten Herzen üben weiterhin Ungerechtigkeit an denen, die kleiner und schwächer sind als wir selbst.
 
Welchen Schrecken muss Gott jetzt gerade, in diesem Augenblick, auf der Welt sehen? Eine Schlafzimmertür wird aufgerissen. Ein kleiner Junge wird mitten in der Nacht von einem betrunkenen und zornigen Mann aus dem Schlaf gerissen. "Der Rasensprenger ist immer noch an. Alles steht unter Wasser. Ich werde dir eine Lektion erteilen, du Nichtsnutz!” Der verschreckte Junge wird gnadenlos von dem dunklen, massigen Schatten eines Mannes geschlagen, den er „Papi“ nennt.
 
Eine 15jährige Prostituierte mit starren, leeren Augen geht mechanisch auf einer Vergnügungsmeile in einer Großstadt ihrem nächtlichen, erniedrigenden Gewerbe nach. Es ist ihr egal, was mit ihr passiert. Sie hat sich seit der Nacht, in der sie von ihrem eigenen Vater missbraucht wurde, nie wieder sauber gefühlt.
 
Eine verwundete Generation stolpert durch ihre Jugendjahre, nur um ihren eigenen Kindern dieselben Verletzungen zuzufügen. Generation um Generation setzt sich dies fort. Gibt es da niemanden, der uns tröstet? Der den Menschen ein Vater sein wird? Dessen Arme groß genug für all die einsamen Kinder der Welt sind? Der über unsere Schmerzen weint? Der uns in unserer Einsamkeit begegnet? NUR GOTT. EIN VATER MIT GEBROCHENEM HERZEN, der von den Kleinen abgewiesen wird, die er doch so gerne heilen möchte. Unser Problem ist, dass wir wie der eingeschüchterte Hund vor demjenigen zurückschrecken, von dem wir annehmen, dass er so sein wird wie die anderen Autoritäten in unserem Leben. Doch er ist nicht so. Er ist die vollkommene Liebe. Es war Gott, der Eltern in Epheser 6:4 die folgende Anordnung gab:
" Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“  
 
II. Elterliche Treue


Jedes Versprechen Gottes wird erfüllt. Seine Liebe ist beständig. Sein einziges Herzensmotiv bleibt durch alle Zeit und Ewigkeit hindurch dasselbe. Er ändert sich nie. Er sehnt sich nur danach, Liebe und Vergebung zu erweisen.
 
Misstraust du Gott? Unser Misstrauen verletzt ihn zutiefst. Was wäre, wenn ich nach einer langen Reise zurück nach Hause zu meiner Frau und meinen Kindern käme und sie würden vor mir davonlaufen wenn ich die Tür öffnen und ihren Namen rufen würde? Ich wäre entsetzlich verletzt.
 
Du bist Gottes Kind und selbst jetzt in diesem Moment ruft er dich bei deinem Namen, doch tief in deinem Herzen zweifelst du vielleicht an seiner Treue. Als Kind hast du vielleicht aufgrund von Tod oder Scheidung die völlige Abwesenheit eines Vaters erlebt. Vielleicht warst du mehr oder weniger ein Waisenkind weil die Karriere deiner Eltern es verlangte. Oder es sind die Kindheitserinnerungen an nicht eingehaltene Versprechen oder Vernachlässigung, die dich verfolgen. Einige von uns haben als Babys Stunde um Stunde geschrieen, doch es kam niemand um unseren Hunger zu stillen oder uns aus einer nassen Windel zu befreien. Einige von uns haben als kleine Kinder hinter verschlossenen Türen gewimmert, vergessen und allein.
 
Leidest du unter der Unfähigkeit, Gottes Gegenwart zu spüren? Ist dein Herz Gott gegenüber weich oder durch Zynismus und Misstrauen verhärtet? Schaue hinauf in seine Augen und sehe seine Liebe zu dir.
"Ich werde dich niemals verlassen oder versäumen...ich bin immer bei dir bis ans Ende der Zeit.“ (Hebräer 13:5; Matthäus 28:20)
 
Nun magst du sagen: "Doch wenn er mich so sehr liebt, warum habe ich ihn dann nie gespürt oder gesehen?" Es ist nicht Gott, der dich im Stich gelassen hat, sondern ich und die anderen Menschen, die seine Liebe persönlich kennen. Allzu oft haben wir es versäumt, seine Stimme und seine Hände zu werden zum Wohle derer, die ihn nicht kennen. Viel zu wenige von uns lassen es zu, dass sie von dem gebrochenen Herz Jesu in die dunklen Ecken dieser Welt getrieben werden, wo die Armen und Bedürftigen warten. Jesus zieht es nicht so sehr an schöne und angenehme Orte, sondern dorthin, wo verletzte Menschen sind. Er  geht uns mit seiner Liebe nach, von unserem ersten Atemzug bis zu unserem Todestag.
 
Dein himmlischer Vater war da als du als Kind deine ersten Schritte gemacht hast. Er war da als du all diese Verletzungen und Enttäuschungen erlebt hast. Er ist auch jetzt da, in diesem Augenblick. Du wurdest nur für kurze Zeit an menschliche Eltern “ausgeliehen”, die dich für ein paar Jahre mit einer Liebe wie der seinen überschütten sollten. Doch du bist ein Kind Gottes und wirst es immer sein, geschaffen in seinem Ebenbild. Dein liebender Vater wartet selbst jetzt mit ausgestreckten Armen auf dich. Was hält dich zurück?
 
Nur wenige Menschen kennen Gott in all seiner Lieblichkeit während sie dieses Kurze Leben hier auf der Erde führen. Viele von uns sind wie der Dieb, der gleich neben Jesus an einem anderen Kreuz starb. Äußerlich sah er einen blutigen, entstellten Körper, doch bald begann er das wahre Wesen von Jesus wahrzunehmen und trat erst in der letzten Minute im Glauben in die Familie Gottes ein. Auch wir müssen über die religiösen und “handelsüblichen” Mutationen von Jesus hinausblicken und den Gott der Liebe sehen, der immer noch mit ausgestreckten Armen da steht und sagt:
"Ich bin gekommen damit du überströmendes Leben hast." (Johannes 10:10)
 
"Sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen." (2. Timotheus 2:13)
 
III. Elterliche Großzügigkeit

 
Vor einigen Jahren stand ich in einem Eingeborenendorf am Südpazifik und sah den Kindern beim Spielen zu. Mir fiel auf, dass diese Kinder nur sehr selten die Worte zu hören bekamen: "Fass’ das nicht an! Lass’ das sein! Sei vorsichtig!" Ihre Hütten waren einfach und bestanden nur aus Erdboden, mit Stroh gedeckten Dächern und Matten, die heruntergerollt wurden und nachts als Wände dienten.
 
Im Gegensatz dazu sind unsere modernen Heime mit teuren und teilweise zerbrechlichem Mobiliar und Gegenständen angefüllt, die ein wahres Minenfeld potentieller Zurückweisung und Tadel für Kleinkinder auf Entdeckungsreise sind. Wie viele Mütter sind schon vor Zorn explodiert weil ein Kind einen Gegenstand von großem materiellem oder ideellem Wert beschädigt hat! Kinder werden ständig an die Wichtigkeit von Gegenständen erinnert. Es wird ihr materieller Wert hervorgehoben und zum sorgfältigen Umgang damit ermahnt. Nur sehr selten hören sie dagegen die schlichten Worte „Ich liebe
dich.“  
 
Eine solche wiederholte und destruktive Leier bahnt sich ihren Weg ins Unterbewusstsein unserer Kinder: "
Dinge sind wichtiger als ich. Dinge sind wichtiger als ich!" Was sollten wir tun? Unsere modernen Heime verlassen? Offensichtlich nicht. Doch wir müssen erkennen, dass unser Konzept von Gottes Großzügigkeit von unseren Erfahrungen aus der Kindheit verkrüppelt worden sein könnte.
 
Die Wahrheit ist, dass Gott von Haus aus großzügig ist. Die Schöpfung zeigt eine verschwenderische Fülle an Farben, Vielfalt und Formen, die weit über den einfachen, funktionalen Wert hinaus geht. Hoch in den italienischen Alpen glitzert jetzt eine winzige, weiße Blume im Sonnenlicht. Sie ist noch nie von einem menschlichen Auge in all ihren Blütestadien gesehen worden. Sie ist kein essentieller Bestandteil der Nahrungskette. Sie wurde von Gott geschaffen in der Hoffnung, dass eines Tages ein Sohn Adams oder eine Tochter Evas einen Blick darauf werfen und von ihrer Schönheit gesegnet sein würde.  
 
Die größte Demonstration von Gottes Vaterherz scheint in seiner Aufmerksamkeit bezüglich der kleinen Einzelheiten unseres Lebens offenbar zu werden. Er überrascht uns mit diesen kleinen Extras, diesen kleinen Freuden und Schätzen, von denen nur ein Vater wissen kann, dass wir danach verlangen. Gott ist nicht kleinlich oder geizig oder materialistisch. Wir benutzen Menschen, um an Dinge zu gelangen; er benutzt Dinge um Menschen zu segnen.  
 
Meine Familie und ich haben seit 1972 als Missionare gearbeitet und wegen unserer täglichen Versorgung auf Gott vertraut. Unser Zeugnis ist, dass Gott in seiner Versorgung weit, weit über unsere grundlegenden Bedürfnisse an Nahrung, Unterkunft und Kleidung hinausgeht. Wir dienen einem wirklich großzügigen Gott! Der Psalmist sagt:
"Vertraue auf den Herrn und tue Gutes, wohne im Lande und übe Treue; und habe deine Lust an dem Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt! Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er handeln."
(Psalm 37:3-5)
 
IV. Elterliche Zuneigung

 
Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie attraktiv du für Gott bist? Eines der größten Hindernisse in deinem Leben mit ihm ist das Empfinden, dass dein Fleisch aufgrund von Sünde für ihn abstoßend ist. Wenn mein kleiner Sohn vom Spielen im Hinterhof von Kopf bis Fuß voller Schlamm ist, hebe ich ihn hoch und reinige ihn mit dem Gartenschlauch. Ich lehne den Schlamm ab,
nicht den Jungen. Ja, du hast gesündigt. Ja, du hast Gott das Herz gebrochen. Doch du bist immer noch der Mittelpunkt von Gottes Zuneigung – sein Augapfel. Er ist es, der uns mit einem vergebenden Herzen nachjagt. Wir sagen: “ich habe den Herrn gefunden”, doch die Wahrheit ist, dass er uns gefunden hat.
 
Viele Kinder, insbesondere Jungen, haben von ihren Vätern keinerlei körperliche Zuwendung bekommen und auch kein wirkliches Mitgefühl, wenn sie sich verletzt hatten oder traurig waren. Aufgrund unserer falschen Vorstellung von Männlichkeit wird uns gesagt: "Weine nicht, mein Sohn. Jungen weinen nicht." Jesus ist nicht so. Sein Mitgefühl und sein Verständnis sind maßlos. Er fühlt unsere Verletzungen tiefer als wir selbst weil seine Sensibilität gegenüber Leiden um so vieles größer ist.
 
Ich musste einmal meinen schreienden Zweijährigen festhalten während ein Arzt einen tiefen Schnitt in seine Stirn machte. Er hatte seine schmerzhafte Erfahrung bald vergessen und schlief in meinen Armen ein. Doch ich spürte noch stundenlang die Qual und den Kummer dieser Erfahrung. Du hast die meisten deiner Schmerzen bereits vergessen, Gott jedoch nicht. Er besitzt noch die vollkommene Erinnerung an jeden einzelnen Augenblick deines Lebens. Genau in diesem Augenblick sind deine Tränen noch immer mit den seinen vermischt.
 
Gott war da als du auf dem Schulhof grausam gehänselt wurdest und alleine weggingst und fortan die Blicke anderer gemieden hast. Als du verwirrt und deprimiert über einer Mathematikarbeit gesessen hast, war er bei dir. Als du im Alter von vier Jahren auf dem Jahrmarkt plötzlich deine Eltern nicht mehr finden konntest und verängstigt und verschreckt durch die gewaltige Menschenmasse irrtest, war er da. Es war Gott, der das Herz dieser freundlichen alten Dame bewegte, die dir geholfen hat, deine Mutter wieder zu finden.
 
Manchmal verstehen wir nicht, was für ein penibler, vernarrter Vater Gott ist. Deine Eltern mögen stolz kleine Babyschühchen im Auto spazieren fahren, Fotos in einem Album sammeln oder Bilder an der Wand aufhängen – doch was ist das im Vergleich mit Gottes endloser Fähigkeit, bei jedem kleinsten Erfolg deinerseits außer sich vor Freude zu sein? Es war Gott, der dich dein erstes, richtiges Wort sprechen hörte. Die Stunden, die du allein damit verbracht hast, mit kleinen Babyhänden neue Strukturen zu entdecken, waren ein Genuss für deinen himmlischen Vater. Zu seinen größten Schätzen gehören die Erinnerungen an das Lachen deiner Kindheit. Es hat nie ein anderes Kind wie dich gegeben und es wird auch nie eines geben.
 
Moses rief einst einen Segen über jeden einzelnen der Stämme Israels aus. Zu einem Stamm sagte er:
"Du wirst zwischen den Schultern Gottes wohnen." Was für ein fantastischer Segen! Doch du wohnst ebenfalls dort. Was auch immer du in den Augen der Menschen wirst – selbst eine Person von großem Rang und Ruhm – du wirst niemals aufhören, mehr oder weniger als ein Baby in den Armen Gottes zu sein.
 
V. Elterliche Aufmerksamkeit

 
Es gibt ein Attribut Gottes, das noch nicht einmal die besten Eltern zu imitieren hoffen können – und das ist Gottes Fähigkeit, allezeit mit dir zu sein. Als Eltern können wir unseren Kindern einfach nicht 24 Stunden am Tag unsere Aufmerksamkeit schenken. Wir sind begrenzte Wesen, die sich immer nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren können. Gott ist nicht nur allezeit mit dir, sondern er schenkt dir sogar seine ganze Aufmerksamkeit.
 
Gott denkt ständig einen ununterbrochenen Strom liebender Gedanken über dich, als würde niemand sonst in der Welt existieren. Du fragst: "Wie macht er das? Wie kann er gleichzeitig in das Leben von Milliarden Menschen auf diese Weise involviert sein?" Ich weiß nicht, wie er das macht, doch ich weiß, dass es kein Problem für den Schöpfer der Welt ist. Die Erklärung liegt vielleicht in der Geschwindigkeit seiner Gedanken. Es gibt sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Gott hat Dinge in der Natur geschaffen, die mit einer unglaublichen Geschwindigkeit pulsieren. Ich habe gehört, dass die Molekularstruktur von einem Kristallquarz mit der Geschwindigkeit von neun Milliarden Bewegungen pro Sekunde vibriert. Wenn Gott auch nur mit gleicher Geschwindigkeit denken kann, dann könnte er etwa zweimal pro Sekunde einen liebenden Gedanken über dich denken ohne dass es seine Fähigkeit einschränkt, seine Beziehung zum Rest seiner Kinder zu pflegen. Wer weiß, wie er es macht – genieße es einfach! Was dich betrifft, so gibt es nur dich und Gott. Du musst seine Aufmerksamkeit nicht
erringen. Er hört bereits zu. Mache dir keine Gedanken darüber, dass du ihn zeitlich zu stark beanspruchen könntest…seine ganze Zeit gehört dir.
 
Deine Eltern waren oft mit ihren eigenen Aktivitäten beschäftigt und zeigten manchmal kein ausreichendes Interesse an den kleinen Ereignissen deines Lebens, doch Gott ist nicht so. Er kümmert sich. Er ist ein Gott der Details. Warum sagt die Bibel, dass Gott die Haare auf deinem Kopf gezählt hat? Nicht weil er sich so gerne mit abstrakter Mathematik beschäftigt. Er ist kein Computer, der mit Daten gespeist werden will, es ist einfach nur so, dass er uns vermitteln will, in welchen Einzelheiten er uns kennt und sich für unser Leben interessiert.
 
Ein kleiner Junge hat den ganzen Nachmittag daran gearbeitet, Nägel in Holzbretter zu schlagen. Schließlich kommt er aus der Garage und zeigt seiner Mutter ein dreistöckiges Schlachtschiff. Er kann es kaum erwarten bis sein Vater nach Hause kommt. Der Vater verspätet sich. Endlich kommt ein müder, in Gedanken versunkener Mann nach Hause. Ein kalt gewordenes Abendessen wartet auf ihn, genauso wie ein Stapel Einkommensteuerformulare. Der begeisterte Junge zeigt stolz sein Werk einem Vater, der kaum von seinem Taschenrechner aufschaut. Papa hat nie hingeschaut, nie die Mühe geschätzt – aber Gott schon. Vater Gott hat
immer hingeschaut und sich immer am Werk deiner Hände erfreut. Er ist dein wirklicher Vater und wird es immer sein. Ärgere dich nie über das Versagen deiner menschlichen Eltern. Sie sind auch einfach nur Kinder, die groß geworden sind und Kinder bekommen haben. Freue dich vielmehr an der wunderbaren Liebe deines Vaters Gott.
 
VI. Elterliche Annahme

 
Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Annahme ist immer an Bedingungen geknüpft –
wenn du der Fußballmannschaft Tore bescherst, wenn du ein gutes Zeugnis mit nach Hause bringst, wenn du hübsch aussiehst, wenn du Geld hast, wenn du gewinnst. Das Reich dieser Welt ist ein reich der Ablehnung. Das Reich Gottes ist ein Reich bedingungsloser Liebe. Gottes Verheißungen sind an Bedingungen geknüpft, wir müssen ihm gehorchen um Segnungen zu erleben, doch seine Liebe ist bedingungslos. Du musst nicht warten um die Liebe Gottes zu erfahren. Komm’ einfach so wie du bist. Sei einfach ehrlich zu ihm in Bezug auf deine Sünde – er hat Freude daran, dir zu vergeben. Selbst in den Tiefen deiner vergangenen Rebellion hat er dich immer noch geliebt. Sogar Gottes Gericht ist durch Liebe motiviert.
 
Viele von uns sind unfähig, Gottes Liebe und Annahme anzunehmen. Du bist in einer sklavenähnlichen Beziehung mit dem barschen und strengen Gott deiner Vorstellung gefangen. Eine wahre Liebesbeziehung beinhaltet das Geben und Empfangen von Liebeserwiderungen. Es gibt eine Nacht, die ich nie vergessen werde – die Nacht, in der ich meiner Ehefrau Julie einen Heiratsantrag gemacht habe. Ich habe sie geküsst und sie gebeten, mich zu heiraten. Was wäre gewesen, wenn sie geantwortet hätte: "Ich werde deine Socken waschen, dein Auto sauber machen und all deine Briefe tippen." Das hätte ich nicht hören wollen! Ich wollte eine Reaktion, die meinen Liebesgefühlen zu ihr entsprach. Ich wollte wissen, ob sie dasselbe für mich empfand.
 
Was ist deine Erwiderung Gott gegenüber, wenn er einfach nur sagt, dass er dich liebt? Kannst du
“still sein und wissen, dass er Gott ist” ohne in rasende Aktivität zu verfallen um seine Annahme zu verdienen? (Psalm 46:10) Eines der großartigsten Bilder für menschlichen Frieden und Zufriedenheit ist das eines schlafenden Babys in den Armen einer Mutter nachdem es an ihrer Brust gesättigt wurde. Das Kind windet sich nicht länger und verlangt nicht länger nach etwas, sondern es ruht einfach in der Sicherheit liebender Arme. Eine tiefe, liebliche Zufriedenheit wallt in solchen Momenten in vielen Müttern auf und äußert sich in einem mit weicher Stimme gesungenen Schlaflied. Der Prophet Zephanja hat ein ähnliches Gefühl im Herzen Gottes beschrieben: "Er wird sich über dich freuen mit Wonne, er wird schweigen in seiner Liebe, er wird über dir jubelnd frohlocken." (Zephanja 3:17)
 
Sei nicht so rastlos in der Gegenwart Gottes. Corrie ten Boom hatte dieser Generation einen einfachen Rat mit auf den Weg zu geben. Sie, die so viel Leid durch die Hände der Nazis erlebt hat und doch großen, geistlichen Sieg errang, sagte einmal zu meinen Freunden und mir: "Kämpfe nicht…kuschle dich gemütlich ein." Was für eine grundlegende und doch so einfache Wahrheit!
 
Gott liebt dich
jetzt schon. Dein ganzes Leben lang musstest du Leistung bringen und in Wettbewerb treten. Selbst als winziges Baby wurdest du mit anderen Babys verglichen. Die Leute sagten, du seiest "zu wohlgenährt" oder "zu dünn" oder du hättest "seine Beine" oder "ihre Nase" – doch Gott hat sich an deiner Einzigartigkeit erreut und tut das immer noch. Wenn du dich in der Liebe des Vaters aalst, bewirkst du, dass Gott “schweigt in seiner Liebe und jubelnd über dir frohlockt."
 
Ja, es ist noch viel zu tun in deinem Leben und durch dein Leben. Es wird Tage geben, an denen Gott mit tiefer Überführung von Sünde zu dir kommt und dir Bereiche in deinem Leben zeigt, die verändert werden und ihm überlassen werden müssen. Doch Gott verlangt nicht ständig Veränderungen. Er kennt unsere Grenzen und er schenkt uns die Gnade und Kraft, die Dinge zu tun, die er von uns möchte. Er ist sanft und teilnahmsvoll. Meistens sagt er einfach nur “Ich liebe dich" und spricht zärtlich deinen Namen.
 
Schlussgedanken

 
Wenn du siehst, dass du in deiner Beziehung zu Gott aufgrund irgendeines Versagens elterlicher Liebe behindert worden bist, dann bespreche diese Dinge mit dem Herrn. Du musst in deinem Herzen Vergebung gegenüber jedem Menschen finden, der dich verletzt hat. Wenn du das nicht tust, wird deine Bitterkeit dich verzehren und du wirst keinen Frieden mit Gott finden. Erkenne auch, dass du nicht allein bist. Mir ist bisher noch nie eine vollkommene Person begegnet und es gibt keine Eltern, die keine Fehler gemacht haben. Jeder hat in seinem Leben gewisse Verletzungen erlitten. Einer der Schlüssel zur Freisetzung ist in der Vergebung zu finden. Wichtig ist, dass du vorwärts gehst und Gott so kennen lernst, wie er wirklich ist- und nicht, wie du
denkst, dass er ist. Er ist der perfekte Vater, die perfekte Mutter. Er diszipliniert immer in Liebe. Er ist treu, großzügig, freundlich und gerecht. Er liebt dich und sehnt sich danach, Zeit mit dir zu verbringen. Er möchte, dass du seine Liebe annimmst und weißt, dass du für ihn eine besondere und einzigartige Person bist. Wirst du Gottes Liebe und Zuwendung annehmen? Möchtest du dich nicht öffnen und in eine intime Beziehung mit deinem wahren Vater eintreten? Er wartet geduldig darauf, dass du kommst. Es ist mein Gebet, dass du seine Liebe zu dir erkennst und auf das Vaterherz Gottes reagierst.
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