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European-American Evangelistic Crusades, Inc.
 
Newsletter vom Dezember 2003
 
EINE SPUR VON BLUT UND MORD – TEIL 3

 
John S. Torell
 
aus dem Englischen übersetzt im Juli 2007
 
Bisher sind wir der Spur von Blut und Mord an prominenten Schweden gefolgt, begonnen mit der Ermordung der schwedischen Außenministerin Anna Lindh, die am 12. September 2003 starb. Dann gingen wir in der Zeit zurück und warfen einen Blick auf die Ermordung des schwedischen Geschäftsmagnaten Ivar Kreuger, der am 12. März 1932 in Paris/Frankreich ermordet wurde. Dann betrachteten wir den Mord an dem schwedischen Diplomaten Raul Wallenberg, der in einem sowjetischen Gefängnis irgendwann in den 1970er Jahren ermordet wurde. Im Newsletter vom November 2003 wurde der Mord an dem schwedischen Vermittler der Vereinten Nationen, Folke Bernadotte, untersucht, der am 17. September 1948 in Jerusalem ermordet wurde. Das nächste Mordopfer in der Spur von Blut und Mord führt uns zu dem schwedischen Diplomaten DAG HAMMARSKJOLD.
 
Da dieser Mord vor 42 Jahren verübt wurde ist es wichtig, dass der Leser einen einigermaßen vollständigen Hintergrund von dem Mann hat und etwas über seine Familienabstammung, Ausbildung und Leistungen vor seinem Tod weiß. Vieles von den Informationen die ich in diesem Nachrichtenbrief offen lege, war der allgemeinen Öffentlichkeit nicht bekannt als sich diese Vorfälle ereigneten.
 
DAS LEBEN VON DAG HAMMARSKJOLD
Er wurde am 29. Juli 1905 in der Stadt Jonkoping in Schweden geboren. (Ich selbst habe von 1954 bis 1963 in dieser Stadt gelebt). Sein Vater, Hjalmar (1862-1953) war ein sehr bekannter schwedischer intellektueller Führer, der seine Karriere als Juraprofessor an der Universität Uppsala begann und dann eine Reihe von Positionen in der schwedischen Regierung innehatte. Später bekleidete er das Amt des Präsidenten des Obersten Gerichtshofes am Gota Appellate Gericht (hovratt) und diente danach ein Jahr lang als schwedischer Diplomat für Dänemark. Danach wurde er zum Gouverneur über Uppland ernannt. 1901 wurde er Minister in der schwedischen Regierung und bekleidete eine Reihe verschiedener Posten. Während der Jahre 1914 bis 1917 war er schwedischer Premierminister. Von 1923 bis 1938 war er Sprecher des schwedischen Reichstages (Riksdagen).
Von 1929 bis 1947 war er Vorsitzender der Nobelpreisstiftung.
 
Hjalmar Hammarskjold war ein echter schwedischer Zivildiener mit hohen Moralvorstellungen und einem makellosen Arbeitszeugnis im öffentlichen Dienst. Schweden verfügte zu jener Zeit (das gilt heute nicht mehr für Schweden) über die größte Anzahl an Zivilbeamten, die keine Bestechungsgelder annahmen oder ein unmoralisches Leben führten. Harte Arbeit, Ehrlichkeit und Höflichkeit waren die Norm, die in schwedischen Schulen zu jener Zeit betont wurden und die Bibel war Teil des Lehrplanes in allen öffentlichen Schulen. Jeden Morgen begann der Unterricht damit, dass der Lehrer seine Schüler im Gebet zu Gott im Namen von Jesus Christus anleitete. Wenn ein Schüler sich nicht ordnungsgemäß verhielt, wurde er vom Lehrer öffentlich durch Stockschläge bestraft. Das waren das Erbe und das Klima, unter dem der Junge Dag aufwuchs.
 
Nachdem Dag die Schule beendet hatte studierte er an der Universität in Uppsala die Hauptfächer Jura und Wirtschaft. Seine Studien in Englisch, Französisch und Deutsch befähigten ihn, sich in diesen Sprachen schriftlich und mündlich gut verständigen zu können. Dag war kein schwächlicher junger Mann. Er brachte gute sportliche Leistungen, war ein talentierter Skifahrer und Bergsteiger und diente einige Jahre als Vorsitzender des schwedischen Alpinistenvereins. Er machte 1928 einen Abschluss in Wirtschaft, 1930 in Jura und 1934 einen Doktorgrad in Wirtschaft. Im Jahre 1933 lehrte er Politikwirtschaft an der Universität von Stockholm, der Hauptstadt Schwedens. Danach schloss er sich dem schwedischen Staatsdienst als ständiger Untersekretär des Finanzministers and und wurde infolge dessen Vorstandsvorsitzender der Schwedischen Reichsbank (Riksbanken). Von 1947 an diente er im Außenministerium. 1951 wurde Dag zum stellvertretenden Vorsitzenden von Schwedens Delegation der Allgemeinen Versammlung der Vereinten Nationen in New York ernannt. 1952 wurde er Vorsitzender der schwedischen Delegation.
 
Am 10. April 1953, fünf Monate nach dem Rücktritt von Trygve Lie aus Norwegen als Generalsekretär der Vereinten Nationen, wurde Hammarskjold für eine Zeit von fünf Jahren in dieses Amt gewählt. Im September 1957 wurde er für weitere fünf Jahre wieder gewählt.
 
Als Dag die Vereinten Nationen übernahm war der Koreakrieg noch im Gange und intensive Verhandlungen fanden statt um diesen Krieg zu beenden, der offiziell von den Vereinten Nationen geführt wurde, in Wirklichkeit jedoch von den Vereinigten Staaten dirigiert wurde, die die größte Streitmacht auf dem Kampffeld hatten. Am 27. Juli 1953 einigte man sich auf einen Waffenstillstand, Korea wurde am 28. parallel geteilt und dieses Patt besteht bis zum heutigen Tage fort, da vor 50 Jahren kein Friedensvertrag unterzeichnet wurde. Sein erster internationaler Sieg kam während der Jahre 1954 bis 1955, als er persönlich die Freilassung von amerikanischen Kriegsgefangenen erwirkte, die vom kommunistischen China während des Koreakrieges festgenommen worden waren. (Um die nach 1960 geborenen Leser zu informieren: es waren 1,3 Millionen Südkoreaner einschließlich Zivilisten getötet worden, außerdem eine Million chinesischer Soldaten, 500.000 nordkoreanische Soldaten und 37.000 amerikanische Soldaten).
 
DIE ISRAELISCHE VERBINDUNG
1955 war der politische Staat Israel sieben Jahre alt. Es war genau wie im Jahre 1948: die zionistische Regierung in Israel unter der Führung von Premierminister David Ben Gurion (rechts), Stabschef Moshe Dayan, Außenministerin Golda Meir und Oppositionsführer Menachem Begin wollte keinen Frieden, sondern Krieg. Nur ein Krieg würde es Israel möglich machen, seine Grenzen zu erweitern und mehr Land einzunehmen. Sieben Jahre zuvor hatte Folke Bernadotte, ein schwedischer Diplomat und Vermittler der Vereinten Nationen, versucht, Frieden in die Region zu bringen, und er wurde prompt von den Israelis ermordet. Nun wurde ein anderer schwedischer Zivilbeamter, Dag Hammarskjold, in die Aufgabe involviert, Frieden in die Region zu bringen. Doch dieser Schwede
hattemehr Macht und Autorität weil er das Oberhaupt der Vereinten Nationen war.
 
Anfang 1955 waren israelische und ägyptische Streitkräfte in Scharmützel in der Grenzregion zwischen Israel und dem Gazastreifen verwickelt gewesen. Für eine gewisse Zeit hatten die Vereinten Nationen, nachdem ein Waffenstillstand erwirkt worden war, UN-Truppen in diesem Gebiet stationiert. Doch am 28. Februar 1955 ordnete Ben Gurion einen Angriff auf eine ägyptische Militäreinrichtung im Gazastreifen an, der damals unter der Kontrolle Ägyptens stand. Fünfzig israelische Fallschirmjäger wurden während der Nacht ausgesandt, zerstörten das Lager vollkommen und töteten etwa 41 ägyptische Soldaten und Offiziere.
 
UN-Offiziere berichteten dem UN-Hauptquartier in New York von dem Vorfall und im Sicherheitsrat wurde eine Resolution aufgestellt, in der das Handeln der Israelis aufs Schärfste angeprangert wurde. Selbst Israels stärkste Befürworter zu dieser Zeit stimmten alle gegen Israel: Frankreich, England und die Vereinigten Staaten.
Ägyptens Staatsoberhaupt war der junge Oberstleutnant Gamal Abdel Nasser (links) (1918-1970), der einen Militärangriff angeführt und Ägypten 1952 eingenommen hatte. Von 1954 bis 1956 war er Premierminister von Ägypten und danach erklärte er sich selbst zum Präsidenten von Ägypten.
Ben Gurion und seine Regierung zeigten keine Reue. Von 1949 bis 1953 waren 686.748 neue Einwanderer gezählt worden und die zionistische Regierung wusste, dass sie um jeden Preis mehr Land erobern musste.
Der Kommandoangriff auf den ägyptischen Armeeposten wurde von einem jungen israelischen Offizier aus der israelischen Fallschirmjäger-Einheit angeführt: Ariel "Arik" Sharon (gegenwärtiger Premierminister Israels 2003). Sharon und seine "Schockeinheit" hatten am 14. Oktober 1953 ein jordanisches Dorf namens Qibya angegriffen und 65 Dorfbewohner getötet, 75 weitere verletzt und 45 Häuser in die Luft gesprengt. Sharon und seine Soldaten trugen keine Markierungen an ihrer Uniform und benutzten andere Waffen als die israelischen Verteidigungskräfte, so dass Ben Gurion dieses Massaker auf „fanatische jüdische Siedler“ abwälzen konnte, die angeblich außer Kontrolle geraten waren. UN-Inspekteure untersuchten dieses Massaker ebenfalls und die Vereinten Nationen verurteilten diese Übergriffe aufs Schärfste. Ben Gurion erzählte der israelischen Bevölkerung und der Welt über das Radio geradewegs, dass keine israelischen Militärkräfte in diese Übergriffe involviert gewesen seien. Israelische Führer und die allgemeine Bevölkerung waren schockiert und wütend, doch das hatte keinen Effekt auf Ben Gurion. Ben Gurions Politik verursachte eine große Spaltung in der israelischen Regierung. Der politische Druck auf Nasser zwang ihn zu einem Gegenangriff und er verabschiedete einen Erlass, nach dem palästinensische Freiwillige aus dem Gazastreifen sich zu Kommandoeinheiten (Selbstopfer-Einheiten) organisieren sollten und dass diese zu Sabotageakten und terroristischen Einsätzen gegen die Zivilbevölkerung nach Israel geschickt werden würden. Die ägyptische Armee sollte diese Kommandoeinheiten trainieren und ausrüsten. Die Selbstmordattentäter, die Israel heute plagen, wurden geboren um zu einer Plage zu werden, die nun seit etwa 43 Jahren andauert.
 
Zu dieser Zeit diente ein junger Mann von 27 Jahren in der ägyptischen Armee und sein Name war Yasser Arafat. Er gründete "The Fatah" Gruppe, die der militärische Flügel der Palästinenserorganisation PLO ist. Und wie wir heute sehen können hat er den Menschen in Israel großen Schaden zugefügt.
 
DER KRIEG UM DEN SUEZKANAL 1956
Der Suezkanal, der 1869 fertig gestellt wurde, war im Jahre 1956 der wichtigste Schiffskanal für die Beförderung von Kriegsschiffen von Europa in den Indischen Ozean. Das von den europäischen Ländern importierte Öl kam über den Kanal. Seit 1882 stand der Kanal unter dem militärischen Schutz Englands und das Gebiet um den Kanal war eine große britische Militärbasis, die 1956 von 80.000 britischen Soldaten verteidigt wurde. Die britische Regierung beschäftigte 200.000 ägyptische Arbeiter in der Kanalzone. Der Kanal war eine finanzielle Goldgrube, doch nur sehr wenig von dem Geld ging an die ägyptische Regierung. Seit der Revolution 1952 mit dem Sturz der ägyptischen Königsfamilie stand die ägyptische Bevölkerung der britischen Besetzung des Suezkanals immer feindseliger gegenüber. Die Rufe in Ägypten, die Briten zu vertreiben und den Kanal zu nationalisieren, wurden immer lauter. Verhandlungen zwischen der britischen und der ägyptischen Regierung zur Übergabe des Kanals unter ägyptische Herrschaft begannen am 17. April 1953. Die israelische Regierung wurde sehr nervös, denn die britischen Soldaten dienten als Pufferzone zwischen ihnen und Ägypten.

 Der israelische Militärgeheimdienst (AMAN) unter der Führung von Gibli erhielt von Verteidigungsminister Pinhas Lavon den Auftrag, die Verhandlungen zu sabotieren indem eine verdeckte israelische Gruppe nach Ägypten geschleust wurde und begann, Angriffe gegen britische Unternehmen und Einrichtungen auszuführen um die britische Regierung davon zu überzeugen, dass Ägypten zu labil war um den Kanal zurück zu erhalten. Der israelische Premierminister
Moshe Sharett (rechts) (ein 1894 in der Ukraine geborener Jude, Premierminister von 1953 bis 1955,
gestorben 1965) und seine Regierung wurden bezüglich dieses subversiven Aktesim Dunklengelassen. Für die Führung dieser „terroristischen Zelle“ wählte Gibli einen früheren israelischen Armeeoffizier, den 27 Jahre alten, in Australien geborenen Juden Abraham Seidenwerg, auch bekannt als "Avri Elad."
 
Er war bereits als verdeckter israelischer Agent in Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, stationiert und posierte als früherer Nazioffizier. Er arbeitete für einen deutschen Elektrokonzern. Seine Aufgabe für Israel bestand darin, frühere Nazis zu identifizieren und bloßzustellen, die sich in Ägypten versteckten. Unter seinem Kommando befanden sich vier weitere israelische Agenten.
 
Am 9. Juli 1954 strahlte das Radioprogramm The Voice of Israel eine Sendung mit dem Titel “Für die Hausfrau“ aus. An diesem Tag wurde ein Rezept für englischen Kuchen gesendet, welches das geheime Signal für Seidenwerg war, seine Einheit zu aktivieren und die Bombardierungen in Kairo zu beginnen. Seine Ziele waren britische und amerikanische Einrichtungen. Fünf Tage später bombardierte die israelische Einheit 131 die kulturellen Informationszentren der Vereinigten Staaten in Kairo und Alexandria. Am 23. Juli wurden Kairos Hauptbahnhof und zwei sich im Besitz von Briten befindende Kinos in Alexandria bombardiert. Ein israelischer Agent, Philippe Nathanson, wurde von der ägyptischen Polizei gefangen als die Phosphorbombe in seinem Koffer vorzeitig explodierte. Nathanson wurde verletzt und in ein Krankenhaus gebracht und danach verhaftet. Als ägyptische Sicherheitskräfte seine Wohnung aufbrachen entdeckten sie Material, das es ihnen möglich machte, die anderen drei israelischen Agenten zu finden und festzunehmen. Doch Seidenwerg konnte ihnen entkommen und aus Ägypten fliehen. Die Nachricht über die Festnahme der israelischen Agenten, die sich als radikale, fanatische und militante Ägypter ausgegeben hatten, verursachte einen Feuersturm in der internationalen Presse. Es war für Premierminister Sharett sehr schwer, den Vereinten Nationen, die zu dieser Zeit die Grenze zwischen Israel und Ägypten bewacht hatten, zu erklären, dass er nichts von dieser Sabotageoperation gewusst hatte, sondern dass das israelische Militär die Situation in die eigenen Hände genommen hatte.
 
Der Kanal war lebenswichtig für die Wirtschaft Israels und die Möglichkeit, dass er für die israelische Schifffahrt geschlossen werden könnte, bereitete der israelischen Regierung große Sorgen.
 
Im September beschloss die israelische Regierung, die Ägypter zu prüfen. Also entsandten sie ein israelisches Frachtschiff namens
Bat Galim, das die israelische Flagge trug. Bevor das Schiff in den Kanal einfahren konnte gingen ägyptische Streitkräfte an Bord des Schiffes und verhafteten die Besatzung. Die Männer wurden beschuldigt, zwei ägyptische Fischer auf ihrem Weg zum Kanal ermordet zu haben. Drei Monate später wurde die Besatzung wieder freigelassen, doch die Ägypter behielten das Schiff und die Ladung.
 
Am 19. Oktober 1954 wurde ein Abkommen zwischen England und Ägypten unterzeichnet, wonach der Kanal an Ägypten übergeben wurde und alle britischen Truppen innerhalb von 20 Monaten abgezogen werden würden. Das bedeutete, dass der Kanal für die israelische Schifffahrt permanent geschlossen sein würde.
 
In Israel ging die Regierung durch eine Krise. Bis zu einem gewissen Grad war Sharett in der Lage gewesen, die Öffentlichkeit zu belügen und die Bevölkerung sowie die internationale Presse zu täuschen, doch die internen Querelen in politischen Kreisen machten es Sharett unmöglich, zu regieren. Am 1. Februar 1955 nahm er Kontakt zu Ben Gurion auf und bat ihn um Hilfe. Ben Gurion verlangte den Rücktritt von Lavon, der am 17. Februar stattfand. Sharett bat Gurion dann, aus dem Ruhestand zu kommen und den Posten als Verteidigungsminister zu übernehmen, was er auch tat. Statt die militärischen Angriffe auf Ägypten zu unterlassen ordnete Gurion noch mehr Angriffe an und behauptete einfach, dass man
„den Ägyptern eine Lektion erteilen“ müsste. Der Weg zum Krieg wurde kürzer.
 
DIE SOWJETS KOMMEN
 
Einen Krieg zu führen erfordert drei Zutaten: Geld, Waffen und Soldaten. Nasser verfügte über die Soldaten, doch die anderen beiden Zutaten fehlten ihm. Der Gaza-Angriff Israels hatte gezeigt, dass die Ägypter kein Gegner für die Israelis waren. Zu dieser Zeit war die israelische Regierung so kühn, dass sie ihre Kampfflugzeuge täglich über Kairo kreisen ließ und die Stadt in Angst und Schrecken versetzte und es gab nichts was die ägyptischen Streitkräfte daran ändern konnten. Als Nasser sich an die Vereinigten Staaten wandte war er entmutigt. Mit der immensen jüdischen Lobby in Washington D.C. würde die amerikanische Regierung Nasser nichts verkaufen. Israelische Armeepatrouillen fuhren direkt bis vor die Pufferzone, in der die UN-Truppen saßen, verhöhnten die ägyptischen Soldaten und schleuderten ihnen Flüche in arabischer Sprache entgegen. Als der kanadische General und
UN-Kommandeur
E.L.M. Burns (unten) sich darüber beschwerte, weigerten sich die Israelis, damit aufzuhören. Die Spannung stieg. Großbritannien und Frankreich wollten Ägypten keine Waffen verkaufen. Stattdessen versetzte der britische Premierminister Anthony Eden Nasser einen Hieb indem er einen militärischen Pakt schloss, der zum Ziel hatte, die Sowjets daran zu hindern, in den Mittleren Osten zu kommen. Bekannt als “Bagdadpakt” verband er England, die Türkei und den Irak miteinander und wurde am 24. Februar 1955 unterschrieben. Nasser wurde wütend. Er war entschlossen, Ägypten mit der Sowjetunion zu verbünden und im Gegenzug militärische Waffen zu bekommen.
Am 9. April 1955 charterten Nasser und sein Gefolge ein Flugzeug der Gesellschaft „Air India“ und flogen nach Bandung in Indonesien. Er würde an der ersten Afro-Asiatischen Konferenz nicht verbündeter Nationen (Länder der Dritten Welt) teilnehmen. Im Wissen um die Infiltration durch israelische Geheimagenten und nach Kontakt mit der CIA und dem dortigen verdeckten Agenten für ägyptische Belange, Miles Copeland, vertraute Nasser der Nutzung westlicher Fluggesellschaften nicht. Attentate hatten bereits zuvor stattgefunden und Flugzeuge waren sabotiert worden um einen wichtigen Weltherrscher zu töten. Auf seinem Weg zu der Konferenz machte er Halt in New Delhi, der Hauptstadt Indiens, und führte eine private Unterhaltung mit Premierminister Nehru. Von hier aus flogen sie zusammen nach Rangoon (Hauptstadt von Burma), wo ein Treffen mit Burmas Premierminister U Nu und Chou En- lai, einem hohen Parteiführer in der kommunistischen Partei Chinas, arrangiert worden war. Zu dieser Zeit verfügte China nicht über die Kapazität, Waffen herzustellen und zu verkaufen, nachdem es schwere Verluste im Koreakrieg hinnehmen musste, aber Chou versprach, die sowjetischen Kommunisten zu kontaktieren und sie zu ermutigen, Ägypten Waffen zu verkaufen.
 
Am 18. Mai 1955 traf sich Nasser mit dem sowjetischen Botschafter Daniel Solod und erfuhr, dass ein Waffenabkommen ausgehandelt werden würde. Treffen fanden in Kairo und später in Prag (damalige Hauptstadt der Tschechoslowakei) statt, wo zwei sowjetische Generäle Teil der Gesprächspartner waren.
 
Am 27. September 1955 kündigte Nasser öffentlich an, dass Ägypten ein Waffenabkommen mit der Tschechoslowakei getroffen habe. Die Sowjets hatten aus taktischen Gründen beschlossen, keine Waffen direkt an Ägypten zu verkaufen. Doch da die Tschechoslowakei ein von der Sowjetunion besetztes und kontrolliertes Land war, war es in Wirklichkeit ein militärisches Abkommen mit den Sowjets. Hinter den Kulissen versuchten die Vereinigten Staaten und England mit allen Mitteln, Nasser daran zu hindern, sich mit den Kommunisten in Russland zu verbünden, weigerten sich aber gleichzeitig weiterhin standhaft, Waffen an Ägypten zu verkaufen.
 
Trotz ihrer Weigerung gegenüber Ägypten hatten die Vereinigten Staaten heimlich 97 Militärflugzeuge, Hunderte von Panzern, bewaffnete Fahrzeuge und Artillerie an Israel verkauft. Israel war auch in der Lage gewesen, heimlich Waffen von Frankreich zu kaufen.
 
Während dieser Zeit hatte Nasser die palästinensischen Selbstmordattentäter angewiesen, Ziele innerhalb von Israel anzugreifen und am 1. September 1955 schlug Israel zurück und durchdrang mit seiner Einheit 101 über drei Meilen die Grenze entlang des Gazastreifens auf ägyptisches Territorium und griff eine ägyptische Polizeistation in Khan Yunis an. Danach wurde im Rahmen einer Verschleierungstaktik auch das kleine arabische Dorf Abasan angegriffen. 36 Ägypter wurden getötet und 13 weitere verletzt, größtenteils Polizeibeamte und militärisches Personal. Die UN- Streitkräfte in der Region waren nicht in der Lage, die Kämpfe zwischen den Israelis und den Ägyptern zu stoppen.
Am 11. September rächte Ägypten sich für die Angriff durch Israel indem es eine Seeblockade gegen Israel aussprach. Die Straße von Tiran an der Mündung des Golf von Akaba wurde für Israel gesperrt. Dieser Schachzug blockierte jegliche Schifffahrt in beide Richtungen zum israelischen Hafen Elath hin. Doch Nasser hatte ein Problem: es würde zwei Jahre dauern bis die Waffen von den Kommunisten ankommen würden und bis die ägyptische Armee trainiert sein würde, sie zu gebrauchen.
Ägypten und Syrien verbanden sich am 20. Oktober zu einem militärischen Pakt mit einem gemeinsamen Militärkommando. Am 23. Oktober rief Verteidigungsminister Ben Gurion seinen militärischen Spitzenführer Moshe Dayan (rechts) zu sich und wies ihn an, die israelische Armee vorzubereiten, die Straße von Tiran zu erobern und weitergehende Pläne zu entwickeln, um den Gazastreifen zu besetzen und zu einem Vorstoß in die Wüste Sinai einzudringen. Als Verteidigungsminister hatte Ben Gurion entschieden, dass die Zeit für einen Krieg gegen Ägypten gekommen war und dass Israel zuerst zuschlagen werde.
Auf beiden Seiten begannen nun Übergriffe auf das Territorium der gegnerischen Seite. Menschen wurden getötet oder gefangen genommen. Am 28. Oktober 1955 rächten sich israelische Angreifer für einen ägyptischen Angriff auf Bir Ain indem sie ein ägyptisches Militärlager in der südlichen Negev-Region bei Kuntilla stürmten und fünf ägyptische Soldaten töteten sowie weitere 30 gefangen nahmen. Die Spannung in der Region stieg. Nur Stunden nachdem Ben Gurion seine Koalitionsregierung vorgestellt hatte und am 2. November den Posten als Premierminister von Sharett übernahm, griff eine große israelische Streitmacht neue ägyptische Armeeposten direkt hinter der ägyptischen Seite der demilitarisierten Zone bei El Shabha an und machte sie dem Erdboden gleich. Fünfzig ägyptische Soldaten wurden getötet und 40 gefangen genommen. Die israelischen Soldaten übernahmen dann das Kommando und verboten dem UN-Personal, sich frei zu bewegen. In Wirklichkeit wurden die Männer als Gefangene behandelt.
 
UN-Generalsekretär Dag Hammarskjold sandte am Folgetag eine Protestnachricht nach Israel und nannte die israelische Aktion unbefugt und bezeichnete sie als Bruch des israelischen Schwurs "sich von allen Handlungen zu enthalten die die Situation verschärfen könnten. Die Möglichkeiten, Stabilität in dem Gebiet zu erreichen, werden verständlicherweise durch solche militärischen Aktionen wie die gestrige reduziert." Ben Gurion weigerte sich, nachzugeben, und als der örtliche UN-General Burns Ben Gurion sechs Tage später anrief, wies der israelische Premierminister den UN-Protest zurück. Israel kontrollierte nun diese zuvor 145 Quadratkilometer große demilitarisierte Zone entlang der El Auja Straßen, was ein Muss war wenn Israel in Ägypten selbst zuschlagen wollte.
 
Bevor die Zone demilitarisiert und von den Vereinten Nationen eingenommen worden war, hatte Israel im Jahre 1950 insgesamt 7.000 Beduinen daraus vertrieben und im September 1953 hatten seine Streitkräfte die Zone besetzt, die verbliebenen Beduinen und ihre Herden getötet und einen Kibbuz (eine bewaffnete landwirtschaftliche Kommune) namens Ketsiot errichtet. Als Ägypten protestierte antwortete Israel, dies sei eine Kommune von Zivilisten und sie sei gemäß früherer Abkommen, die unter der Schirmherrschaft der UN unterzeichnet worden seien, in dem Gebiet zugelassen. In Wirklichkeit befanden sich keine Zivilisten in dem Kibbuz, sondern bewaffnete israelische Soldaten, die wie Zivilisten gekleidet waren.
 
Dag Hammarskjold war nun in dieselbe Position geraten wie sieben Jahre zuvor Folke Bernadotte. Israel wollte keinen Frieden. Es wollte Krieg, um mehr Land zu gewinnen und der US-Generalsekretär stand ihm im Weg. Als von Seiten Englands und der Vereinigten Staaten Druck auf Israel ausgeübt wurde, erwiderte Ben Gurion, dass kein Land aufgegeben werde, egal was die Vereinten Nationen oder andere Nationen dazu sagten. Die Politik, die von Ben Gurion und seinen Befürwortern verfolgt wurde, besagte, dass Frieden wichtig sei, doch es werde mehr Land benötigt da größere Landmengen die einzige Sicherheit für Israel seien. Dass dieses Land einer anderen Nation weggenommen werden musste machte für Ben Gurion keinen Unterschied. Das gesamte Palästina, das Israel nun besetzte, war mit Gewalt den Menschen weggenommen worden, die dort in den letzten 2.000 Jahren gelebt hatten.
Ben Gurion erbat kurz nach dem jüngsten israelischen Angriff von seinem Kabinett die Erlaubnis, die Straße von Tiran angreifen und einnehmen zu dürfen. Das Kabinett stimmte dagegen. Ben Gurion beschloss daraufhin, den Norden anzugreifen ohne zuvor das Kabinett zu konsultieren. Am 11. Dezember schlugen israelische Truppen syrische militärische Außenposten und Häuser von Zivilisten in Buteiha Farm und Koursi an den Ausläufern des Berges Hermon nördlich des Galiläischen Meeres und töteten 56 Araber, verwundeten neun weitere und nahmen 32 Gefangene.
Nachdem der Angriff vorüber war zogen sich die israelischen Soldaten zurück. Der UN-General Burns berichtete dem Sicherheitsrat, dass die Syrer Israel nicht provoziert hatten und dass diese von etlichen Kompanien ausgeführte militärische Aktion zu groß war um innerhalb eines Tages geplant worden zu sein.
 
Der Übergriff auf die Syrer veranlasste den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen dazu, Israel in einer Resolution zu verurteilen, die von den Vereinigten Staaten unterstützt wurde. Er veranlasste Syrien dazu, sich mit der Bitte um Unterstützung, einschließlich Waffen, an die Sowjetunion zu wenden.
 
Am 13. Dezember 1955 schrieb General Burns folgendes an Dag Hammarskjold:
"Ich fühle mich sehr unwohl bezüglich der möglichen Absicht der Regierung Israels, militärische Aktionen gegen Ägypten durchzuführen." Vier Tage später schrieb er: "Der Tiberias (Galiläisches Meer) Vorfall hat Ägyptens Haltung verhärtet und jede Veränderung der Position ist unwahrscheinlich." Drei Tage später schrieb er: "Es besteht ein bestechendes Ungleichgewicht zwischen dem Grad der Rache (in dem Übergriff auf die Syrer) und der Provokation, die von der israelischen Regierung angeführt wird.“
 
Während des Monats Januar 1956 flog Hammarskjold nach Jerusalem und traf sich mit Premierminister Ben Gurion und Außenminister Moshe Sharett. Sie hatten dem UN-Generalsekretär versprochen, dass die israelischen Truppen aus dem El Auja Gebiet abgezogen würden.
 
Als Hammarskjold im Februar nach New York zurückkehrte fand er heraus, dass Israel dieses Versprechen gebrochen hatte. In einer scharfen Erwiderung an Sharett am 28. Februar schrieb Hammarskjold:
"Bei meiner Rückkehr . . . musste ich zu meiner Enttäuschung und großen Besorgnis feststellen, dass Sie seit etlichen Wochen im Verzug sind und nun Schwierigkeiten im Hinblick auf das Abkommen bezüglich des El Auja Gebietes machen. Ich kann nicht sehen, dass irgendetwas geschehen ist, das Ihre bedingungslose Akzeptanz der Absprachen vom 3. November ungültig machen sollte, die erneut bestätigt wurden, als ich in Jerusalem war. Es ist sicherlich unnötig, dass ich die Ansprachen „im Prinzip“ noch einmal aufzähle. Ernsthafte Kritik wurden von Seiten Ägyptens wegen der Verzögerung der Zustimmung zu den vorgeschlagenen Absprachen gegen Sie ausgesprochen."
 
Genau wie Bernadotte war Hammarskjold nun frontal mit den zionistischen Führern Israels kollidiert und das würde schließlich zu seinem Tod führen. Die Weltsituation war 1956 sehr instabil. Präsident Eisenhower hatte am 23. September 1955 einen Herzinfarkt erlitten, sich jedoch wieder erholt. Er bewarb sich nun für eine zweite Amtsperiode im Weißen Haus, was bedeutete, dass der größte Teil seiner Energie darauf verwendet wurde, Geld für seine Wahlkampagne zu sammeln.
Eisenhower befand sich in einem geschwächten Zustand, daher ließ er die beiden Dulles-Brüder die Angelegenheiten der Vereinigten Staaten regeln: John Foster Dulles (rechts) (1888-1959), von 1953 bis 1959 Staatssekretär und Allen W. Dulles (links) (1893-1969), von 1953 bis 1961 Direktor der CIA. Eisenhower und die Menschen in der Welt wussten nicht, dass die Dulles-Brüder hart daran arbeiteten, Angriffe auf die Kommunisten in Polen und Ungarn auszuführen indem sie Geld und Agenten der CIA benutzten. Als der Aufstand in der zweiten Jahreshälfte 1956 stattfand wurden alle den
Freiheitskämpfern zugesagten Versprechen nicht eingelöst und Tausende und Abertausende starben
unter den Rädern sowjetischer Panzer oder wurden in den Hinterkopf geschossen.
 
Eisenhower wusste auch nicht, dass die britische und französische Regierung ein geheimes Abkommen mit Israel ausgearbeitet hatten, nach dem die drei Nationen gemeinschaftlich Ägypten angreifen würden um Israel alles ägyptische Land östlich des Suezkanals zukommen zu lassen und dann den Suezkanal erneut ausländischer Kontrolle unter britischer und französischer Herrschaft zu übergeben. Dieser Krieg brach am 29. Oktober 1956 aus.
Da Dag Hammarskjold ein unabhängiger Mann und weder an die westlichen Mächte noch an die Kommunisten oder Israel gebunden war, sondern stattdessen starke Vereinte Nationen aufbauen wollte, die unabhängig von jeglicher nationaler Politik waren, wurde er nicht nur zum Feind Israels, sondern zum Feind aller Weltherrscher. In Nachrichtenbrief des nächsten Monats werde ich die Wahrheit der Ereignisse darstellen, die 1961 zur Ermordung von Hammarskjold führten.
 
Die gegenwärtigen Ereignisse im Mittleren Osten sind nur eine fortgeführte Legende der gnadenlosen Politik, die von Arabern, Juden, Kommunisten und den westlichen Mächten verfolgt wird.
Karte vom Sinai
Gurion,Dayan&
Peres
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