European-American Evangelistic Crusades

             
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Kann ein Christ an Reinkarnation glauben?

 
von Robert Lundy
 
Mit dem Aufkommen von New Age und alternativen Religionen in der westlichen Gesellschaft beginnen einige Christen, die Lehren solcher Religionen in ihren christlichen Glauben zu integrieren. Die populärste dieser Lehren ist der Glaube an Reinkarnation. Einige behaupten sogar, der christliche Glaube unterstütze die Theorie der Reinkarnation.
 
Kann ein Christ somit an Reinkarnation glauben? Um diese Frage zu beantworten müssen wir zwei Punkte untersuchen:
 
Wird die Theorie der Reinkarnation von der Bibel gestützt?
Stimmt die Theorie der Reinkarnation mit der christlichen Theologie überein?
 
Befürworter der Überzeugung, dass die Bibel die Theorie der Reinkarnation stützt, führen fast immer zwei biblische Beispiele für ihre These an:
 
1. Die “Reinkarnation” von Elia als Johannes der Täufer:

 
“Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und furchtbare Tag des Herrn.“
(Maleachi 3:23)
 
„Und er (Johannes der Täufer) wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, zu bereiten dem Herrn ein gerüstetes Volk.” (Lukas 1:17)
 
2. Jesus heilt einen Blinden:

 
„Und da er vorbeiging, sah er einen Menschen, der blind war von Geburt an. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?” (Johannes 9:1-2)
 
Reinkarnation in der Bibel: Jesus heilte einen Blinden

 
Wir werden uns das zweite Beispiel zuerst ansehen. Anhänger der Reinkarnationslehre argumentieren: Die Frage, die von den Jüngern hier an Jesus gerichtet wird, unterstellt, dass dieser Mann seine Blindheit aufgrund von ihm oder seinen Vorfahren begangener Sünden verdient haben könnte. Da dieser Mann ja schon seit seiner Geburt blind war, müsste er, sofern es sich um seine eigene Sünde handeln würde, ja schon im Mutterleib gesündigt haben.
 
Der größte Schwachpunkt dieses Arguments ist, dass Jesus Christus selbst die Frage mit “Nein” beantwortete:
 
“Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern; sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbar würden!“ (Johannes 9:3)
 
Wenn Jesus hier geantwortet hätte, der Mann habe seine Blindheit durch Sünden aus der Vergangenheit verdient, dann könnte man argumentieren, dass diese Begebenheit die Theorie der Reinkarnation stützt. Doch das ist nicht der Fall und daher können wir aus dieser Passage nicht ableiten, dass die Bibel die Theorie der Reinkarnation stützt.
 
Die Jünger demonstrieren in der Bibel wiederholt, dass sie nur sehr wenig über jüdische Theologie wussten. Eine Frage wie diese zu nehmen und daraus auf eine so komplexe und radikale Theorie wie die Reinkarnation zu schließen, ist vermessen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass die Jünger Schüler waren und dass Christus der Lehrer war. Theologische Schlussfolgerungen aus der Frage eines Schülers abzuleiten ist eine schlechte Beweisführung.
 
Einige Gelehrte glauben, dass die Debatte darüber, ob es Reinkarnation gibt oder nicht, im ersten Jahrhundert während des Dienstes von Jesus innerhalb der jüdischen Gemeinschaft kursierte. Doch die einzigen Befürworter der Reinkarnation waren die Pharisäer, eine Klasse jüdischer Religionsführer, die Jesus ständig wegen ihrer schlechten theologischen Argumentation kritisierte. Es ist möglich, dass die Jünger die Möglichkeit der Reinkarnation in Betracht zogen weil sie von den Pharisäern entsprechend gelehrt wurden.
 
Doch diese Passage ist die einzige in der Bibel, die uns irgendeinen Hinweis darauf liefert, dass die Jünger Reinkarnation als eine Möglichkeit in Betracht zogen. Daher haben wir keinen Grund zu der Annahme, dass sie diese Theorie sehr ernst nahmen.  
 
Reinkarnation in der Bibel: Die “Reinkarnation” von Elia als Johannes der Täufer

 
Nun nehmen wir uns die am häufigsten angeführte Passage vor, die angeblich die Theorie der Reinkarnation stützt. Elia galt als der größte Prophet des hebräischen Glaubens. Johannes der Täufer war die „Reinkarnation“ von Elia, der die Ankunft von Christus vorbereiten sollte.
 
Während man ja durchaus auf den Gedanken verfallen könnte, dass die Beziehung zwischen Johannes dem Täufer und Elia ein biblisches Beispiel für die Reinkarnation liefert, so muss man doch gleichzeitig direkt bemerken, dass dies nicht die Norm und nicht auf die durchschnittliche Person anzuwenden ist. Vielmehr haben wir angesichts des Status von Elia und Johannes dem Täufer jeden Grund zu der Annahme dass diese „Reinkarnation” eine Ausnahme war. Es ist kein Beleg dafür, dass die Durchschnittsperson Reinkarnation erlebt.
 
Außerdem sollte beachtet werden, dass Elia nie gestorben ist. Die Bibel sagt, dass er lebend in den Himmel einging (2. Könige 2:11). Das macht es wirklich schwierig, das Leben von Elia und Johannes dem Täufer als Parallele zu unserem eigenen Leben heranzuziehen. Nach Aussage der Bibel stirbt jeder Mensch nur einmal und wird danach gerichtet:
 
„…und so gewiss den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht…“ (Hebräer 9:27)
 
Das macht die Geschichte von Elia und Johannes dem Täufer zu einer Ausnahme von der Regel. Selbst wenn wir daher für uns zu dem Schluss kommen sollten, dass die Reinkarnationslehre kompatibel mit dem Christentum ist, müssen wir doch davon ausgehen, dass sie nur für diejenigen reserviert ist, die in ihrem vergangenen Leben nicht gestorben sind. Bislang trifft das nur auf Elia und Henoch zu.
 
Theologische Widersprüche zur Reinkarnationslehre:

 
Die Religionen Hinduismus und Buddhismus glauben nicht an den Himmel. Beide glauben an Moksha – das Erlangen eines Zustands der Vollkommenheit und des Sich-Befreiens von Selbstbewusstsein, Unabhängigkeit und freiem Willen.
 
Der Glaube an eine paradiesische Gesellschaft (wie der christliche Himmel) passt nicht zu einem Glauben an Reinkarnation. Keine verbreitete Religion, die an Reinkarnation als Mittel zur persönlichen Entwicklung glaubt, glaubt auch an eine Art Himmel. Alle Religionen, die Reinkarnation lehren, gehen davon aus, dass sich die Seele immer wieder verkörpert damit sie vervollkommnet und letztendlich fähig wird, sich selbst in ein kosmisches Bewusstsein zu integrieren, was zum Verlust eines individuellen Selbstbewusstseins und eines freien Willens führt.
 
Der Glaube an Reinkarnation als Mittel zur persönlichen Entwicklung, die schließlich in einem paradiesischen Eins- Sein mündet, steht im Konflikt zum christlichen Konzept des freien Willens. Wenn ALLE dazu bestimmt sind, am guten Schluss, nach einer mehr oder weniger langen Reihe von Reinkarnationen, einen Zustand der Vollkommenheit zu erreichen, der eine paradiesische Existenz möglich macht, dann wäre eine solche Existenz ja eine Frage des Schicksals und nicht der freien Wahl.
 
Ein Glaube an einen Himmel ist unvereinbar mit einem Glauben an Reinkarnation. Aus diesem Grund haben diese beiden Konzepte auch noch nie in irgendeiner Religion nebeneinander existiert. Eine Religion, die die Existenz eines Himmels lehrt, wertet die freie Wahl eines Individuums als das Mittel, durch das es eine Existenz im Himmel WÄHLEN muss. Eine Religion, die Reinkarnation lehrt, verdammt aber den unabhängigen, freien Willen einer Person als üble Ursache des Getrennt-Seins vom kosmischen Bewusstsein.
 
Fazit:

 
Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet also schlicht: NEIN. Man kann nicht der Reinkarnationslehre und ihren logischen theologischen Konsequenzen anhängen und gleichzeitig im Einklang mit den fundamentalen Glaubensgründsätzen des Christentums bleiben.
 
Um theologisch folgerichtig zu bleiben muss man entweder die Reinkarnationslehre oder das Christentum verwerfen.
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