In der heutigen Gemeinde kursiert ein Mythos: wenn wir es nur schaffen, den Oberbau richtig hinzubekommen, wenn wir mehr Aufsicht und fünffältigen Dienst hätten, wenn wir auf höchster Ebene mehr fähige Leiter hätten, dann würde die Gemeinde explosiv werden. Dem widerspreche ich ganz entschieden.
Nach dem Epheserbrief ist Gottes Leiterschaft da um Gläubige auszurüsten und dann freizusetzen, nicht um eine massive Organisation aufzubauen, die von oben aus bis ins kleinste Detail gemanagt wird.
In den letzten 15 Jahren ist Gott damit beschäftigt gewesen, eine andere Armee aufzubauen, eine Reich-Gottes- Armee, bestehend aus Menschen, die das Wort Gottes und ihren Gott kennen. Zu dieser Armee gehören Menschen, die auf das Drängen des Heiligen Geistes hören und gehorchen und die über ein solides Arsenal aus Werkzeugen für den Dienst verfügen. Diese Gläubigen sind mit anderen Gläubigen in einer wechselseitigen, Leben spendenden Beziehung verbunden und tauschen sich in einer natürlichen, spontanen Verantwortung miteinander aus. Es sind Menschen, die sich ihrer Verantwortung stellen, Salz und Licht zu sein, in ihrer Nachbarschaft und ihrem täglichen Umfeld.
Eines möchte ich an dieser Stelle sehr deutlich sagen: „Die Gemeinde“ funktioniert! Der Leib Christi, die Gemeinde, bringt die gewünschten Ergebnisse hervor! Die Ortsgemeinden funktionieren dagegen oftmals nicht und bringen nicht diese Art von Jüngern hervor. Doch „die Gemeinde“ (Leib Christi) unter der vollkommenen Leitung des Herrn Jesus Christus bringt diese Art von Jüngern hervor und Gott hat über die letzten 15 Jahre diese Armee zusammengestellt.
Doch nur allzu oft sind die Ortsgemeinden, die nicht diese Art von Jüngern hervorbringen, beschämt und eingeschüchtert durch den Kontrast zwischen ihrer Fehlfunktion und der hochgradigen Funktionalität dieser neuen Art von Reich-Gottes-Christen und daher bekämpfen sie - zu ihrer Schande - diese Gläubigen. Das ist der Hintergrund, vor dem so viele Menschen die institutionelle Ortsgemeinde verlassen.
In den letzten neun Jahren bin ich kreuz und quer in der Nation umher gereist und habe dabei mit Menschen aus jeder nur denkbaren Strömung des Leibes Christi gesprochen. Meine Beobachtung dabei ist, dass in den letzten 15 Jahren unzählige Menschen die institutionelle Gemeinde verlassen haben und in der Regel sind es die feinsten Menschen, die die institutionelle Gemeinde hervorgebracht hat - geistlich und emotional gesund, biblisch gegründet, von guten Charakter und hoch begabt und die Mehrheit von ihnen sind Visionäre. Und sie sind bereit, sehr hart zu arbeiten. Sie glauben absolut an die Braut Christi. Sie glauben absolut an die Gemeinde im Sinne von „Leib Christi“ unter der Leitung des Herrn Jesus Christus. Doch sie waren nicht in der Lage, in der institutionellen Gemeinde ein Zuhause zu finden weil diese Gemeinde Gottes Ideale so verzerrt. Einige dieser Leute sind involviert in Dienste, die einer Gemeinde angeschlossen sind, doch die große Mehrheit ist völlig frei von institutionellen Bindungen. Und doch dienen sie dem Herrn weiter durch ihr Netz von Beziehungen.
Diese Armee ist das heikle Thema in der Gemeinde. Ich kenne keine Leute, die darüber sprechen. Ich höre in der institutionellen Gemeinde keine Diskussionen darüber, wie man diese Gruppe von Menschen erreichen und eingliedern könnte. Denn zuzugeben, dass es da draußen unzählige gottesfürchtige, Gott liebende, effektive und visionäre Leiter gibt, die nicht in die institutionelle Gemeinde gehen, käme einem Eingeständnis gleich, dass es da eine monumentale Fehlfunktion in der Ortsgemeinde gibt. Daher das Schweigen über das Thema, daher dieses grundlegende Bestreiten, daher das Herumschleichen auf Zehenspitzen um dieses heikle Thema und das Vorgeben, es sei nicht da.
Doch es ist da. Zusätzlich zu den bereits angesprochenen Unzähligen gibt es weitere Unzählige, die sich aus Loyalität immer noch eifrig in der Ortsgemeinde einsetzen, jedoch fortwährend frustriert sind von der Ineffektivität ihrer Bemühungen und darüber nachdenken, warum die Dinge nicht so sind, wie sie eigentlich sein sollten. Und wahrscheinlich gibt es noch einmal weitere Unzählige, die zwar immer noch in der Ortsgemeinde sind, sich jedoch innerlich ausgeklinkt haben. Sie sitzen in der Nähe der Tür, körperlich noch anwesend, aber emotional haben sie die institutionelle Gemeinde auch schon lange verlassen.
Mir geht es heute nicht darum, das Problem zu diagnostizieren und es dann im Raum stehen zu lassen, sondern darum, eine ganz einfache Frage zu stellen: Wo ist Gott inmitten dieses gewaltigen Maßes an Verlagerung? Diese Frage stellt sich insbesondere weil diese Verlagerung von einem immensen Maß an traumatischem Erleben begleitet wird. Meine Antwort auf diese Frage ist sehr einfach: Gott hat schon längst die Initiative ergriffen. Gott ist unterwegs. Gott bereitet sich vor auf sein nächstes großes Eingreifen in die Angelegenheit der Menschheit.
Die neue Armee
Gott bereitet eine Armee vor, die bestimmte Merkmale hat. Zunächst einmal ist es eine Armee, die sehr, sehr anpassungsfähig ist. Mein Sohn war bei der Armee und gehörte zur 82. Luftlandedivision. Dort lehrte man jeden Soldaten vom niedrigsten Gefreiten bis zum höchsten Offizier: Wenn ihr jemals von eurer Einheit getrennt werdet und keine Chance habt, Verbindung zu eurem Kommando führenden Vorgesetzten aufzunehmen, dann schätzt die Situation um euch herum selbst ein und seht, ob ihr allein oder zu zweit oder in einer kleinen Gruppe etwas tun könnt um möglichst großen Schaden für den Feind anzurichten.“ Obwohl der ursprüngliche Plan fehlgeschlagen war, obwohl sie getrennt waren von ihren Versorgungslinien, von ihrem Kommandoführer und den Kameraden, sollten sie spontan, schnell, effektiv und strategisch handeln um dem Feind Schaden zuzufügen. Mit anderen Worten: Die Männer der 82. Luftlandedivision wurden zur Anpassungsfähigkeit trainiert. Sie sollten auf ihre Leiter reagieren wenn sie zur Verfügung standen, doch wann auch immer keiner von ihnen verfügbar war, sollten sie schnell selbst in eine Position der Leiterschaft überwechseln und den Kampf fortführen, d.h. nicht nur ihr eigenes Leben in Sicherheit bringen, sondern effektiv sein gegen den Feind.
Gott hat diese Art von Armee aufgestellt. Diese Männer und Frauen, die die institutionelle Gemeinde verlassen haben, sind hochgradig anpassungsfähig, flexibel und kreativ und können sich in eine große Vielzahl von Situationen einzufinden und ihre Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen – im beruflichen Umfeld, zu Hause, in der Nachbarschaft oder sogar in der Ortsgemeinde, wenn man sie dort annimmt und akzeptiert.
Ein zweites Merkmal dieser Armee ist die Tatsache, dass diese Männer und Frauen nur sehr wenig andere Interessen haben als die Ausbreitung des Reiches Gottes. Sie haben viel weniger zu verlieren als ein Leiter in der institutionellen Gemeinde. So viele Pastoren in der Gemeinde wären gerne flexibler, aber sie müssen an die Hypothek denken, sie brauchen Einkommen und Leute, die einen finanziellen Beitrag leisten. Andere Leiter haben Bindungen an eine spezielle Glaubensgemeinschaft, die sie schützen müssen. Wieder andere sorgen sich um ihr Gehalt und ihre eigene Altersversorgung. Viele visionäre Menschen sind gefangen in der Institution der Ortsgemeinde, blicken traurig auf das, was da in dieser Reich-Gottes-Armee vor sich geht und wünschten, sie könnten auch ein Teil davon sein.
Doch diejenigen, die die institutionelle Gemeinde verlassen haben, verfügen über eine große Freiheit. Ihre Beziehung mit Gott ist solide und sie wissen, dass sie diese nie verlieren können. Sie haben stabile Beziehungen mit anderen Gläubigen und daher können sie weitaus mehr riskieren als diejenigen, die eng mit der institutionellen Gemeinde verwoben sind. Es hat mir das Herz gebrochen, Pastoren am Tisch gegenüber zu sitzen und ihnen von der Vision einer neuen Bewegung Gottes zu erzählen und dann zu erleben, wie sie zustimmen, aber mir dabei geradewegs in die Augen sehen und sagen: „Aber ich bin zu eng verbunden mit der Ortsgemeinde um an diesem Punkt noch aussteigen zu können.“ Sie liegen ganz richtig mit ihrer Annahme, dass es die Ortsgemeinde, wie wir sie heute kennen, weiterhin geben wird. Die neue Bewegung Gottes wird parallel zur institutionellen Gemeinde verlaufen, so wie es bereits in jedem Jahrhundert in der Vergangenheit gewesen ist. Und es gibt diejenigen, die gerne Teil der neuen Bewegung wären, aber in der institutionellen Gemeinde gefangen bleiben. Das ist der Kontrast zu der neuen Armee Gottes, deren Mitglieder kein anderes Interesse haben als das Reich Gottes zu verbreiten. Sie haben nichts zu verlieren.
Diese neue Armee neigt zur Selbsterhaltung. Es besteht nicht die Notwendigkeit eines Gemeindeeinkommens oder einer Gemeindeausstattung. Man braucht die Gemeinde nicht als Mittel zur geistlichen und emotionalen Unterstützung oder zur Aufsicht. Durch ihre Vernetzung mit anderen Gläubigen und ihre eigene Verbindung mit Gott sind sie in der Lage, jede Gelegenheit beim Schopf zu fassen und zum Dienst einsatzbereit zu sein wann immer Gott entsprechend führt.
Das vierte Merkmal ist wohl gleichzeitig das wesentlichste, nämlich dass diese Menschen fokussiert auf das richtige Schlachtfeld sind – und das ist das berufliche Umfeld. Sie sind bereits dort und ich glaube, das ist der Ort, an dem die nächste Bewegung Gottes stattfindet. Ich konzentriere mich jetzt auf zwei hauptsächliche Strömungen im Leib Christi, erstens der ganze Themenkreis über das Vaterherz Gottes. Hier war John Sandford vor 30 Jahren der erste Wortführer, gefolgt von Jack Winter. Seither ist das Ganze im Leib Christi zu einer weit verbreiteten Botschaft geworden und es gibt eine ganze Flut von Büchern und Material über das Thema. Eine viel neuere Strömung ist die von Gott im Wirtschaftsleben, sie kam erst Mitte der 1990er Jahre auf.
Diese beiden Strömungen ziehen derzeit unterschiedliche Menschen an und doch glaube ich, dass es Gottes Idealvorstellung ist, diese beiden Strömungen miteinander zu verbinden und dass die nächste große Bewegung Gottes das Ausüben von Vaterschaft im beruflichen Umfeld ist. Er will die Gemeinde im Berufsleben als den Rahmen gebrauchen, in dem die Vaterlosigkeit der Kultur geheilt werden kann. Und so werden wir erleben, dass am Arbeitsplatz Evangelisation, Jüngerschaft und Lobpreis stattfinden. Ich glaube, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir miterleben, dass statt der Ortsgemeinde Unternehmen Missionare aussenden und wir werden erleben, dass Unternehmen in die Veränderung der Kultur involviert sind. Das wird große Spannungen in der institutionellen Gemeinde verursachen weil Geschäftsleute als Pastoren fungieren werden ohne eine theologische Ausbildung absolviert zu haben. Auch die üblichen Rituale wie Taufen und das Abendmahl werden im Rahmen der Unternehmen stattfinden. Die Medien werden gegenwärtig sein. Artikel, Magazine, Internet und Radio werden verkünden: „So leben wir Gott im Beruf und in der Fast-Food-Industrie, wo eine hohe Fluktuation unter überwiegend jungen Leuten besteht. So leben wir Gott in der Geschäftswelt, im sehr intellektuellen Umfeld von Wissenschaft und Technologie im Silicon Valley.“ Ich glaube, dass Gott im Berufsleben mit dieser Vater-Salbung das ist, was Gott in unserer Kultur als nächstes tun wird. Und deshalb hat er diese Armee vorbereitet, die bereits vor Ort ist, auf dem Schlachtfeld, die nichts zu verlieren hat und höchst anpassungsfähig ist. Ich denke, dass die institutionelle Gemeinde wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, alles anzunehmen was Gott möchte, sondern nur einzelne Elemente und dass diese neue Bewegung Gottes weit über alles hinausgehen wird was die Mehrheit der Ortsgemeinden zu akzeptieren in der Lage sein werden.
Und so hat Gott diese Armee von Menschen aufgerichtet, die von der Ortsgemeinde de-legitimisiert worden sind, die sich aus der institutionellen Gemeinde zurückziehen mussten, und sie werden die katalytische Gruppe sein, die Gott gebraucht um diese neue Botschaft im beruflichen Umfeld zu verkörpern.
Der Übergang
Warum hat Gott so früh den Rahm von der institutionellen Gemeinde abgeschöpft? Weshalb hat er eine so große Anzahl von Menschen aus der institutionellen Gemeinde heraus geholt, mit all dem Schmerz, den das beinhaltete? Und warum hat er es vor dieser großen Bewegung getan und was sollen wir, die wir Teil dieser Reich-Gottes-Armee sind, nun in dieser Übergangszeit anfangen?
Ich sehe mehrere Gründe dafür, dass Gott so früh gehandelt hat und ich erkenne auch mehrere Dinge, die wir nun tun sollten. Zunächst einmal hat Gott diese Armee so früh aus der Ortsgemeinde herausgezogen um den Einzelnen Zeit zu geben, die emotionalen Legitimitäts-Probleme zu überwinden.
Wir wollen uns das Ganze einmal aus einem anderen Blickwinkel ansehen: Da gibt es einen Pastor in Suriname, der die Zuversicht hat, dass Gott noch zu seiner Lebenszeit in der Gemeinde die Autorität freisetzen wird, Menschen von den Toten aufzuwecken. Er leitet eine Bibelschule und führt jede seiner Klassen auf den Ortsfriedhof und lässt sie dort in der Leichenhalle Toten die Hände auflegen und versuchen, sie von den Toten aufzuerwecken. Meine letzte Information ist, dass bisher noch niemand von den Toten auferweckt wurde, doch das war dem Pastor relativ egal. Worum es ihm wirklich ging war das Durchbrechen einer psychologischen Barriere weil wir als Menschen einen natürlichen Widerstand dagegen empfinden, eine Leiche anzufassen. Er will, dass seine Bibelschüler dieses psychologische Problem überwinden damit sie, wenn der Geist Gottes die Salbung freisetzt, nicht durch psychologische Komplexe gehandicapt sind. Ich verstehe die Weisheit dahinter, das macht für mich Sinn. Ich kann mich noch an das erste Mal erinnern, als ich versucht habe, jemanden von den Toten aufzuwecken. Wir trafen uns als Team und wir sprachen viele Worte und als ich endlich den Widerstand überwand und meine Hand auf diesen toten Körper legte, da war das eine grausige Erfahrung, weil ich die betreffende Person als eine liebe Freundin gekannt hatte als sie noch lebte. Und doch hat sich das verändert, das ist heute kein Thema mehr für mich, ich habe diese psychologische Barriere überwunden.
Das ist das gleiche, was Gott derzeit tut. Die Gemeinde hat sich über viele Jahrhunderte als Lieferant von Legitimität präsentiert und wenn die Gemeinde eine Person nicht als legitim bestätigte, dann war sie nicht legitim. Aus diesem Grund haben viele von den Menschen, die Gott aus der institutionellen Gemeinde herausgerufen hat (die aber weiterhin ein Teil „der Gemeinde“, des Leibes Christi, sind), ein Problem mit dem Empfinden von Legitimität. Da wird man gefragt: „Welches ist denn deine Heimatgemeinde?“ und muss antworten „Nun, ich habe derzeit keine feste Gemeinde.“ Und dabei hofft man im Stillen, dass niemand dahinter kommt, dass man nun bereits seit fünf Jahren schon keine feste Gemeinde mehr hat.
Unser Kopf kennt die Wahrheit. Wir wissen, dass es nicht unbedingt nötig ist, Teil einer definierten Ortsgemeinde zu sein. Wir begreifen, dass „die Gemeinde“ (der Leib Christi) in Schottland während dieses Jahrhunderts des Blutvergießens, als man sich nicht in der Ortsgemeinde an der Ecke traf, sondern als viele um ihr Leben flohen, durchaus pulsierend und dynamisch war. Wann immer ein paar Christen zusammentrafen, dienten sie einander. Gelegentlich war ein ordinierter Gottesdiener in ihrer Mitte und man verbrachte einen Tag, an dem man von der Anwesenheit des Pastors profitierte. Taufe und Abendmahl erfolgten planlos und willkürlich wenn sich gerade die Gelegenheit bot. Die Organisation der Gemeinde war nahezu Null. Aber wir haben kein Problem damit, zu sagen: „Ja, das war die Gemeinde (Leib Christi)!“ Der Mangel an Struktur machte diese Christen nicht weniger zu einem Teil der Gemeinde.
Dasselbe erleben wir heute in China. Niemand regt sich über die Tatsache auf, dass es nicht genügend Pastoren – ganz zu schweigen von Aposteln, Propheten, Lehrern und Evangelisten, also dem gesamten fünffältigen Dienst – für jede einzelne Gemeinde in China gibt. Dazu kommt noch, dass viele Gemeinden weitgehend fließend sind. Niemand regt sich darüber auf, dass Millionen von Gläubigen in China nicht öfter als zwei bis dreimal im Jahr in einen Gottesdienst gehen. Niemand regt sich darüber auf, weil es eine ungewöhnliche Situation ist dort in China, es ist eine Übergangszeit – und der Leib Christi („die Gemeinde“) funktioniert wunderbar in China.
Im Iran gibt es noch weniger Freiheit. Viele Gläubige im Iran treffen manchmal jahrelang nicht mit einem anderen Gläubigen zusammen. Es kann sein, dass sie so etwas wie ein Christenleben unter einem Pastor oder geistlichem Mentor nie kennen lernen. Es mag sogar sein, dass sie nie eine Bibel besitzen. Und doch nehmen wir diese verfolgten Gläubigen, deren Leben ständig in Gefahr ist, ohne Zögern an und sagen: „Ja, du bist Teil der Gemeinde, auch wenn du am Sonntagmorgen nicht zum Gottesdienst in einem bestimmten Gebäude erscheinst.“
Wir verstehen, dass die Gemeinde der Leib Christi ist und dass wir übernatürlich mit dem Rest des Leibes verbunden sind, ob der es zugibt oder nicht. Wir verstehen, dass wir vollkommen abgedeckt und geschützt sind durch das Haupt, Jesus Christus. Wir verstehen, dass die örtliche Institution nicht der einzige Ausdruck des Leibes Christi ist. Wir verstehen, dass die soziale Akzeptanz der sichtbaren Institution nicht bedeutet, dass sie ein Monopol auf Gott hat.
Doch obwohl wir all diese Dinge in unserem Kopf verstehen, empfinden wir oft eine tiefe, emotionale Verunsicherung wenn wir versuchen, uns außerhalb des Rahmens der sichtbaren, institutionellen Gemeinde gerechtfertigt zu fühlen. Gott wollte nicht, dass seine Reich-Gottes-Armee Legitimitätsprobleme hat wenn er in Kraft und Vollmacht kommt und wirkt. Ich glaube, das ist der primäre Grund dafür, dass er so viele der feinsten Menschen aus der Gemeinde herausgezogen hat und sie vorübergehend in einer Art Wüste hat leben lassen – zwar verbunden mit anderen Gläubigen, doch herausgelöst aus dem Rahmen der institutionellen Struktur.
Es gibt aber noch einen zweiten Grund dafür, dass Gott diese Menschen schon aus der institutionellen Gemeinde herausgezogen hat bevor er im Geist wirkt, und zwar damit sie heilig werden. Wenn du Teil dieser neuen Reich- Gottes-Armee bist und es nicht geschafft hast, in einer Ortsgemeinde Wurzeln zu schlagen, dann sollte es jetzt eine deiner höchsten Prioritäten sein, heilig zu werden. Vor allen Dingen musst du deine Bitterkeit über die Versäumnisse der Ortsgemeinde und alle damit verbundenen Leiden und Verletzungen loswerden. Mache bei dir Hausputz, organisiere dich, bezahle deine Schulden, erhöhe den moralischen Standard deiner Gedanken, Worte und Taten. Es ist an der Zeit, dass diese Armee heilig wird, nicht nur intern vernetzt.
Ein dritter Grund dafür, dass Gott so viele Menschen aus der institutionellen Gemeinde abgezogen hat, ist, sie zu zwingen, ihre eigene Stützkonstruktion und ihr eigenes Netzwerk mit anderen aufzubauen, über den Kummer des Verlustes alter Beziehungen hinwegzukommen und offen damit zu beginnen, Beziehungen mit anderen, gleich gesinnten Gläubigen aufzubauen. Ein Netzwerk aus Gleichgesinnten war ursprünglich lediglich eine nette Ergänzung zur Ortsgemeinde, jetzt ist es eine Rettungsleine. Gott wollte, dass die Mitglieder seiner neuen Armee sich so dermaßen nach Gemeinschaft und Vernetzung mit Gleichgesinnten sehnen, dass sie sich eifrig daran machen, Beziehungen mit anderen Gläubigen aufzubauen.
Bemühe dich also nicht darum, dass andere Gebetsnetzwerke dich abdecken oder dass andere Gruppen dich versorgen. Wenn du Teil dieser neuen Reich-Gottes-Armee bist, dann ermutige ich dich, anzufangen, Verbindungen zu anderen Gläubigen aufzubauen, ihnen zu dienen und mit ihnen eine Beziehung und ein enges Netzwerk aufzubauen. Es ist entscheidend, dass du verstehst, dass dies lediglich eine Übergangszeit ist. Gott hat uns zur Gemeinschaft geschaffen. Gemeinschaftliches Bemühen übersteigt immer das Wirken eines Einzelkämpfers, egal wie gesalbt und talentiert er ist und es braucht die Gemeinschaft um in der Welt einen Einfluss zu haben, der die ganze Generation erfasst. Dieser Zustand der Isolation ist nicht Gottes neue Norm. Es ist lediglich eine Übergangszeit. Bald wird es eine neue Struktur geben. Die Gemeinde wird dann eine veränderte Form haben, doch sie ist erreichtet auf den unveränderlichen Prinzipien des Leibes Christi.
Denke an Davids Zeit in der Wüste. Er war nicht nur in der Wüste um die Zeit totzuschlagen bis Saul gestorben war und er den Thron übernehmen konnte. Es war eine entscheidende Zeit für David um gewisse Dinge über Gott zu lernen. Und er musste auch lernen, außerhalb der normalen Wirtschaft und Versorgungskette seine eigene Versorgung sicherzustellen. Er musste Männer ausrüsten, die Israels Führer sein würden sobald sie in die konventionelle Struktur zurückgekehrt waren.
Lege also dieses Gefühl eines Mangels an Legitimität ab und werde fleißig in dieser ausgesonderten Zeit.
Mein Aufruf an dich, der du zu dieser neuen Armee gehörst, ist ein dreifacher:
1.)Beginne, nach vorn zu schauen anstatt zurück. Es ist an der Zeit, über den Kummer durch den Verrat, die Ablehnung, den geschädigten Ruf und verlorene Gelegenheiten hinweg zu kommen. Es ist an der Zeit, über den Kummer durch das durch Isolation und Einsamkeit verursachte Unbehagen hinweg zu kommen. Schüttle die Lügen eines Mangels an Legitimität ab. Höre auf, dich über all das aufzuregen, was in der institutionellen Gemeinde falsch gelaufen ist und fokussiere dich auf die Zukunft.
2.)Vereinfache vieles. In diesem neuen Kampf musst du in der Lage sein, schnell, flexibel und mit leichtem Gepäck zu reisen. Dinge, deren du dich heute nicht entledigst, werden dich morgen plagen, weil du sie mitschleppen musst. Vereinfache und rationalisiere dein Leben, so dass du schnell abrufbereit bist wenn der Herr zum Aufbruch ruft.
3.)Nimm’ energisch eine Führungsrolle ein. Ein Führer ist jemand, der Nachfolger hat. Mache aber keine Razzia in der institutionellen Gemeinde um dort die Unzufriedenen einzusammeln. Finde stattdessen diejenigen da draußen, denen niemand dient und sei ihnen Licht und Leben. Aus solch einem Lebensstil heraus wird Gott dir Nachfolger bringen. Konzentriere dich darauf, in andere zu investieren, denn in dem Maß, in dem du jetzt das Reich Gottes ausbaust, wirst du in der neuen Bewegung Gottes brauchbar sein. Warte nicht auf einen spezifischen Marschbefehl. Dies ist dein Marschbefehl. David wartete nicht bis er König war bevor er anfing, seine Männer in der Wüste zu fördern. Inmitten seines eigenen Schmerzes und seines eigenen Legitimitätskampfes packte er die Aufgabe an, Licht und Leben für Männer zu sein, denen es schlechter ging als ihm selbst – und genau das solltest du auch tun. Es gibt verletzte Gläubige da draußen, zurückgefallene Gläubige und Menschen, die noch gar nicht gläubig sind. Du bist umgeben von Personen, denen du ein Führer sein musst. Du musst ihnen ohne den Rahmen der institutionellen Gemeinde Licht und Leben sein, als Teil deines eigenen Trainings. Das ist deine Aufgabe.
Wir befinden uns in der Übergangsphase zwischen zwei Zeitaltern in der westlichen Kirchengeschichte und dies ist eine Zeit für Aktivität und Vorbereitung, nicht für passives Abwarten. Wenn du ohne deine eigene Schuld – ich spreche hier nicht zu professionellen Rebellen – von der lokalen, institutionellen Gemeinde getrennt worden bist, dann bist du berufen. Doch wenn du diese Übergangsphase vor der nächsten Bewegung Gottes nicht eifrig nutzt, bist du wahrscheinlich nicht auserwählt.
Stehe auf und werde aktiv. Baue das Reich Gottes statt dich deinem Kummer hinzugeben oder einfach nur abzuwarten. Ich glaube, dass Gott sehr bald handeln wird. Nichts war umsonst, Gott hat sich bei allem etwas gedacht. Dein Schmerz war nicht umsonst. Gott hat diese Armee zusammengestellt und ist bereit, sie einzusetzen. Wir müssen bereit sein. Dies ist die Zeit, um vorwärts zu schauen statt zurück, unnötigen Ballast abzulegen und die Verwundeten da draußen zu suchen und ihnen Licht und Leben zu sein. Das ist der Marschbefehl für diese Übergangszeit, wo wir eine Struktur verlassen haben und darauf warten, dass eine neue Struktur an ihre Stelle tritt.
Also: marschiere, denn der König kommt bald mit einer neuen Struktur.