European-American Evangelistic CrusadesWeshalb ist die Hölle ewig? von Michael Patton Ich habe diese Frage gehört seit ich ein ganz junger Christ war. Sie erschien mir irgendwie einleuchtend, denn von Pastoren durch ihre Predigten und von anderen Christen wurde mir in Bezug auf die Ernsthaftigkeit von Sünde Folgendes erklärt: Alle Sünde ist so schlimm, dass selbst die allerkleinste Sünde die ewige Bestrafung in der Hölle verdient hat. Es spielt keine Rolle ob du wegen einem schlechten Schiedsrichter ausgerastet bist, nichts von deinem Kuchen abgeben willst oder mit Tempo 55 fährst wo nur Tempo 50 erlaubt ist – jede Sünde verdient die ewige Strafe in der Hölle. Warum? Obwohl es uns unangemessen erscheint (verdorben wie wir sind), ist es angemessen für einen vollkommen heiligen Gott, der nicht in der Gegenwart von Sünde sein kann, egal wie unbedeutsam diese Sünde uns vorkommen mag. Es gibt überhaupt keine Sünde, die für Gott unbedeutsam ist. Da er weit über unser Begreifen hinaus unendlich heilig ist, stellt jede Sünde für ihn eine unendliche Beleidigung dar. Daher muss die Strafe für alle Sünde unendlich sein. Ich muss an dieser Stelle sehr vorsichtig sein, weil ich allem widerspreche was zur populären, evangelikalen Art und Weise geworden ist, das Evangelium darzustellen. Doch ich glaube einfach nicht, dass es wahr ist. Ich kaufe ihnen das nicht ab. Diese Argumentation ist meiner Meinung nach schädlich für die Vorstellung vom Charakter Gottes und die Bedeutung des Kreuzes und bagatellisiert Sünde, genau wie die Vorstellung, dass alle Sünden in den Augen Gottes gleichwertig sind. Ich möchte das näher erklären. Zunächst einmal kenne ich keine Passage in der Bibel, die auf eine so radikale Ansicht hindeutet. Es scheint so zu sein, dass Menschen auf folgende Weise zu diesem Schluss kommen: Prämisse 1: Die Hölle ist ewig Prämisse 2: Alle Menschen, die in die Hölle kommen, sind für alle Ewigkeit dort Prämisse 3: Nicht alle Menschen haben dieselbe Anzahl von Sünden oder gleich schwere Sünden begangen Schlussfolgerung: Alle Sünde, egal wie gering, bringt jemanden für alle Ewigkeit in die Hölle Der Denkfehler hier ist, dass diese vermeintlich logische Schlussfolgerung falsch ist. Könnte es sein, dass Menschen auf der Grundlage dessen für alle Ewigkeit in der Hölle sind, wer sie sind statt auf der Grundlage dessen, was sie getan haben? Denke einmal darüber nach. Evangelikale wie ich glauben, dass das Sühneopfer von Christus ein stellvertretendes Übernehmen einer strafrechtlichen Konsequenz war. Das bedeutet, dass es ein Rechtsgeschäft war. Gott hat die Leiden Christi und die Geschehnisse am Kreuz als Bezahlung für alle unsere Sünden angerechnet. Darum glauben wir, dass Christus die Strafe auf sich genommen hat, die wir verdient hatten. Doch da stoßen wir auf ein Problem. Wir sagen, dass wir für jede einzelne Sünde die ewige Hölle verdient haben, egal wie klein die Sünde auch ist. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich habe genug Sünden begangen um mir mehr als meinen Anteil an „lebenslänglich“ einzubringen. Ich habe Sünden der „unbedeutenden“ Art begangen (Ich fahre jeden Tag zu schnell) und auch der bedeutenden Art (hier erübrigt sich jede Erklärung!). Wenn Christus jetzt nur allein meine gerechte Strafe auf sich genommen hat und ich allein aber schon Tausende und Abertausende von Ewigkeiten in der Hölle verdient habe – wieso hat Christus dann nicht zumindest eine Ewigkeit in der Hölle verbracht? Wie kommt es, dass er schon nach sechs Stunden wieder vom Kreuz frei war und die gesamte Bezahlung vollkommen erledigt hatte? Und das war nur mein Strafmaß. Nun kannst du noch dein Strafmaß und das aller anderen Gläubigen hinzurechnen. Und dennoch leidet Christus nur für eine kurze Zeit? Wie können wir das erklären? Du könntest nun argumentieren: “Aber du kannst dir gar nicht die Intensität des Leidens vorstellen, das Christus durchgemacht hat während er am Kreuz hing.“ Du könntest sagen, dass die geheimnisvolle Transaktion, die dort stattfand, schlimmer war als eine Ewigkeit in der Hölle. Zu Punkt eins stimme ich dir zu, aber was Punkt zwei betrifft, möchte ich dich motivieren, noch einmal darüber nachzudenken. Ich glaube wirklich, dass eine Person, die schon 27 Milliarden Jahre lang in der Hölle war und noch unendlich oft 27 Milliarden Jahre vor sich hat, auf die Leiden Christi schauen und sagen würde: Weißt du was? Die sechs Stunden Leiden von Christus waren schlimm und sie sind legendär. Doch ich würde jederzeit das, was ich durchmache, gegen sechs Stunden eintauschen, egal wie entsetzlich sie wären! Was die Hölle so schlimm macht ist ja nicht nur die Intensität des Leidens, sondern vor allem auch die Dauer. Christus musste nicht ewig leiden, also muss es noch mehr mit diesem Gedanken der Stellvertretung und mit der Sünde auf sich haben. Ich glaube, dass Christus unsere Strafe bezahlt hat. Ich glaube, dass die Hölle ewig ist. Aber ich glaube nicht, dass eine Sünde Menschen für alle Ewigkeit in die Hölle schickt. Sünde wird heutzutage bagatellisiert. Sünde ist in erster Linie etwas, was wir tun oder unterlassen, nicht etwas, das wir sind. Mit anderen Worten: Menschen stellen sich vor, Gott sitzt auf seinem Thron und wird jedes Mal zornig (auf eine heilige Art) wenn jemand die Höchstgeschwindigkeit überschreitet. Allein das Kreuz Christi lässt ihn über die ewig verdammungswürdige Sünde hinwegsehen und uns vergeben. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, ich würde die Ernsthaftigkeit von Sünde untergraben, ich will nur den Fokus auf das eigentliche Problem richten, das die Menschheit seit dem Garten Eden infiziert hat. Das eigentliche Problem ist, dass wir im Zustand der Feindschaft mit Gott sind. Vom Augenblick unserer Geburt an erben wir die Charaktermerkmale unseres Vaters Adam. Diese Infektionskrankheit wird Sünde genannt. Sie führt zu einer Gesinnung gegenüber Gott, die bewirkt, dass wir schon zu Beginn unseres Lebens unsere Faust gegen ihn erheben und weder seine Liebe zu uns noch seine Autorität über uns anerkennen. Das ist Rebellion. Während diese Rebellion ihrer Natur entsprechend handelt, liegt das Problem viel mehr in der Gesinnung als in den Handlungen selbst. Wenn wir sündigen, handeln wir einfach nur nach den Vorgaben unserer verdorbenen Natur. Doch das Schlimmste an allem – die schlimmste Sünde von allen – ist, dass wir nie unsere gegen Gott geballte Faust herunternehmen. Wir sind “von Natur aus Kinder des Zorns” (Epheser 2:3) und wie ein Leopard seine Flecken nicht ändern kann, so können auch wir unsere rebellische Gesinnung gegenüber unserem Schöpfer nicht ändern (Jeremia 13:23). Wir brauchen ein neues Wesen. Wir brauchen ein neues Oberhaupt der Menschheit, mit dem wir uns identifizieren können. Unsere Gesinnung außerhalb von Christus ist die eines erbitterten Feindes, der nichts anderes tun kann als gegen seinen Gegner zu kämpfen. Paulus beschreibt das: ...weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft gegen Gott ist; denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, sie kann es auch nicht. Die aber im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen. (Römer 8:7-8) Wir stammen vom “Fleisch” ab, daher begehen wir Taten, die dem Fleisch entsprechen. Bedeutet das, dass eine Person in diesem Zustand überhaupt nichts Gutes tun kann? Nun, das hängt davon ab was du mit „gut“ meinst. Kann ein Feind Gottes seinen Nächsten lieben? Durchaus. Feinde Gottes können alle möglichen Dinge tun, die die Bibel als vortrefflich betrachtet und viele tun dies, manche sogar mit Hingabe. Doch vom Standpunkt ihrer Beziehung mit Gott aus gesehen, können sie überhaupt nichts Gutes tun (Römer 3:12). Mit der linken Hand einen Hungrigen zu speisen während man die Rechte zur Faust geballt gegen Gott erhebt, zählt nicht als “gut” vor Gott. Warum nicht? Weil wir uns in Rebellion ihm gegenüber befinden. Das ist unser Problem: unsere Natur. Das ist es, was Menschen für alle Ewigkeit in der Hölle festhält. Die Hölle ist nicht gefüllt mit Menschen, die Gott um Gnade anflehen und beständig auf eine zweite Chance hoffen. Die Menschen in der Hölle haben noch immer dieselbe Gesinnung gegenüber Gott wie sie sie während ihres irdischen Daseins hatten. Sie ändern nicht plötzlich beim Eintritt in die Hölle ihr Wesen und werden einsichtig. Sie hassen Gott noch immer. Menschen sind nicht für alle Ewigkeit in der Hölle weil sie ein Stoppschild überfahren oder ein Fläschchen Nagellack geklaut haben, sondern weil sie ewig ihre Faust gegen Gott geballt haben. Sie fragen nicht nach seiner Gnade. Sie betteln nicht um eine zweite Chance. Sie sind für alle Ewigkeit in der Hölle weil sie immer noch lieber dort sind als ihre Rebellion gegen Gott aufzugeben. Es ist ihre Natur. Die Türen der Hölle sind praktisch von innen verschlossen, nicht von außen. Christus dagegen war der zweite Adam. Er hat sich weder in seiner Gesinnung noch in seinen Handlungen mit dem ersten identifiziert. Er hat das Recht erworben, der zweite Adam genannt zu werden, der sein Volk repräsentieren würde (Römer 5:12ff). Er verbringt die Ewigkeit nicht in der Hölle weil er nie mit der sündhaften Natur infiziert wurde, die ihn veranlasst hätte, in feindlicher Gesinnung zu Gott zu sein. Seine Faust war nie gegen den Himmel geballt. Wird eine Notlüge jemanden für alle Ewigkeit in die Hölle schicken? Nein! Etwas anderes zu sagen bagatellisiert Sünde und macht Gott zu einem überempfindlichen, kosmischen Peiniger. Sünde bringt Menschen in die Hölle und sie werden entsprechend ihrer Sünden bestraft. Doch die Sünde, die Menschen für alle Ewigkeit in der Hölle festhält, ist die Sünde der fortwährenden Rebellion. |