European-American Evangelistic Crusades

             
             Zurück zur Artikelübersicht

Das Einnehmen des Abendmahls und Gericht

 
von Robert Lundy

 
Eine der Überzeugungen vieler heutiger Gemeinden, die ich nicht teile, ist ihr Verständnis bezüglich der Würdigkeit, das Abendmahl einzunehmen. Sie glauben, dass du mit Gott im Reinen sein musst und keine Sünde in deinem Leben haben darfst um würdig zu sein, am Abendmahl teilzunehmen. Lasst uns die Schriftstelle ansehen, die sie zur Rechtfertigung dieser Position heranziehen:
 
Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Es prüfe aber ein Mensch sich selbst, und also esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch; denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. Deshalb sind unter euch viele Schwache und Kranke, und eine beträchtliche Zahl sind entschlafen; denn würden wir uns selbst richten, würden wir nicht gerichtet werden; werden wir aber vom Herrn gerichtet, so geschieht es zu unserer Züchtigung, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden. (1. Korinther 11:27-32)
 
Auf den ersten Blick scheinen sie Recht zu haben, nicht wahr? Es ist aber wichtig, sich folgendes in Erinnerung zu rufen: Nur weil die Bibel etwas sagt, bedeutet das nicht, dass wir es richtig interpretieren.
 
Worüber sprach Paulus also hier?
 
Wenn du die Passage im vollen Zusammenhang liest, dann ist hier die Rede von der
unwürdigen Art und Weise, in der einige am Abendmahl teilnahmen:
 
Wenn ihr nun auch am selben Ort zusammenkommt, so ist das doch nicht, um des Herrn Mahl zu essen; denn ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, so dass der eine hungrig, der andere trunken ist. Habt ihr denn keine Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, welche nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Dafür lobe ich nicht! Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, nämlich dass der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten wurde, Brot nahm, es mit Danksagung brach und sprach: Nehmt und esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl, indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; solches tut, so oft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis! Denn so oft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis dass er kommt. Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Es prüfe aber ein Mensch sich selbst, und also esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch; denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet. Deshalb sind unter euch viele Schwache und Kranke, und eine beträchtliche Zahl sind entschlafen; denn würden wir uns selbst richten, würden wir nicht gerichtet werden; werden wir aber vom Herrn gerichtet, so geschieht es zu unserer Züchtigung, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden. Darum, meine Brüder, wenn ihr zum Essen zusammenkommt, so wartet aufeinander! Hungert aber jemand, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das übrige will ich anordnen, sobald ich komme.
(1. Korinther 11:20-34)
 
Die erste unterstrichene Stelle im obigen Text handelt von dem, was tatsächlich los war:
sie aßen und tranken die Abendmahlszutaten um ihren körperlichen Hunger zu stillen! Es war so schlimm, dass sie sich an dem Wein sogar betranken! Du machst wohl Witze? Paulus war sauer und fragte sie, ob sie kein Zuhause hätten um zu essen und zu trinken. Wenn du deine Bibel studierst, dann stellst du fest, dass diese Korinther schon ein ganz spezieller Haufen waren. Die meisten von uns heute würden es niemals wagen, das Werk Christi zu verspotten indem sie auf eine derart unwürdige Weise die Abendmahlselemente verzehren würden.
 
Die zweite unterstrichene Stelle sagt uns, weshalb sie unter Verdammnis kamen und sich selbst unters Gericht brachten – weil sie den Leib des Herrn nicht unterschieden! Es hatte nichts damit zu tun, dass ihr Herz in irgendeinem Bereich ihres Lebens nicht richtig ausgerichtet war.
 
Die dritte unterstrichene Stelle bestätigt den Grund für die Verdammnis und dass es darum ging, die Abendmahlselemente zu essen und zu trinken um den physischen Hunger und Durst zu stillen statt sie für den Zweck zu belassen, zu dem sie gedacht waren. Paulus weist uns an, zu Hause zu essen damit wir es beim Abendmahl nicht aus den falschen Gründen tun.  
 
Kann es noch deutlicher werden, worauf Paulus sich in dieser Passage bezieht? Es steht schwarz auf weiß auf den Seiten des Wortes Gottes geschrieben, aber es liegt an uns, ob wir akzeptieren, was die Bibel wirklich sagt oder aufgrund unserer Filter und Vorlieben an einer religiösen Lehre festhalten. Du kannst weiterhin glauben was du aufgrund deiner religiösen Neigungen für richtig hältst, doch ich glaube lieber, was uns das Wort Gottes wirklich in dieser Passage sagt.
 
„Auf eine würdige Art teilnehmen“ kontra „Würdig sein, um teilzunehmen“
 
Können wir auf eine würdige Art und Weise am Abendmahl teilnehmen? Ja, absolut! Kann selbst der Beste unter uns wahrhaft würdig sein, vom Leib des Herrn zu essen und vom Blut des Herrn zu trinken? Nein, absolut nicht! Und zu behaupten, dass wir würdig sind, setzt eine Menge Stolz und Selbstgerechtigkeit voraus. Keiner von uns ist aus sich selbst heraus würdig, am Blut und Leib des Herrn teilzuhaben. Wir können nur würdig sein, weil Christus uns durch seinen Leib und sein Blut würdig macht.
 
Paulus fordert uns hier nicht auf, unser Herz auf Sünde hin zu erforschen, sondern unsere Motive für die Teilnahme am Abendmahl unter die Lupe zu nehmen. Zu sagen, wir müssten uns von Sünde befreien bevor wir am Abendmahl teilnehmen können, bedeutet, etwas in die Heilige Schrift hinein zu interpretieren, was dort überhaupt nicht gesagt wird. Schlimmer noch: Gottes Kindern zu sagen, dass sie sich durch das Abendmahl unters Gericht bringen weil sie irgendeine Form von Sünde im Herzen haben während sie sich symbolisch daran erinnern, was Christus für sie getan hat, ist geistlicher Missbrauch. Solche Überzeugungen schrecken Menschen ab, so dass sie gar nicht mehr am Mahl des Herrn teilnehmen wollen. Warum sollte man sich jemals unter das Risiko begeben, sich durch das Einnehmen des Abendmahls unter ein Gericht von Krankheit oder gar Tod zu bringen weil man womöglich nicht sündlos vor Gott ist? Also – ich würde das dann sicherheitshalber lieber gleich bleiben lassen!
 
Wenn wir unser Herz auf Sünde hin durchforschen, wonach suchen wir dann? Nach „kleinen“ Sünden wie Klatsch und Tratsch? Oder nach “großen” Sünden wie Ehebruch? Willst du mir wirklich sagen, dass dein Herz jedes Mal vollkommen sündlos ist wenn du das Abendmahl einnimmst? Oder sind die “kleinen” Sünden akzeptabel, aber mit den “großen” muss vorher aufgeräumt werden? Müssen wir uns wirklich zu 100% sicher sein, dass keine Sünde in unserem Leben ist, einschließlich unserer Gedanken und Gefühle, bevor wir am Abendmahl teilnehmen? Dann wären ja auch all die „kleinen“, scheinbar unsichtbaren Sünden wie Undankbarkeit, Gereiztheit, Angst etc. inbegriffen. Wenn wir auf diese Ebene gehen – die Gottes heiligem Standard entspricht – dann fällt auch der Beste von uns durch.
 
Nehmen wir den Neubekehrten, der noch zahlreiche Probleme in seinem Leben hat, die Gott mit ihm erst im Verlauf von Jahren Schritt für Schritt angeht. Sollte er jahrelang nicht am Abendmahl teilnehmen weil er noch nicht behandelte, sündhafte Wurzeln in sich hat? Sollen wir ihm sagen, dass er erst teilnehmen sollte, wenn er würdig geworden ist? Wenn wir das tun und dann vor seinen Augen selbst am Abendmahl teilnehmen, stellen wir uns über ihn. Ich persönlich halte das für Selbstgerechtigkeit. Die Bibel macht deutlich, dass jeder gläubige Christ durch Jesus gerecht gemacht wurde. Daher sind auch alle würdig, am Abendmahl teilzunehmen.
 
Waren wir würdig als wir Erlösung suchten und erstmals zu Jesus kamen? Natürlich nicht! Wir waren alles andere als würdig, am Leib und Blut des Herrn teilzuhaben. Wenn es damals nicht Voraussetzung war, würdig zu sein, warum ist es dann heute Voraussetzung? Das führt mich zu einer anderen Theorie, die in der heutigen Gemeinde kursiert: Wir haben im Geist begonnen indem wir unser Vertrauen auf Christus setzten, damit er uns gerecht macht. Doch dann beginnen wir, uns auf unsere Fähigkeit zu verlassen, das Gesetz zu befolgen um unsere Gerechtigkeit beizubehalten.
Das geschah auch in der frühen Gemeinde und Paulus wies sie deshalb zurecht (siehe Galater 3:1-3). Auf dieselbe Weise, wie wir Christus anfangs für unsere Gerechtigkeit vertrauten, sollen wir im selben Glauben weitergehen als Mittel, unsere Gerechtigkeit zu bewahren. Genauso wie wir bei unserer Bekehrung zu Christus kamen um an seinem Leib und Blut Anteil zu haben zur Erlösung, so sollen wir auch heute am Abendmahl teilhaben in Erinnerung an das, was er für uns getan hat.
 
Wenn die meisten von uns ihr Herz auf der Suche nach Sünde unter die Lupe nehmen, werden wir sicher irgendwo etwas finden und das würde uns dann disqualifizieren, so dass wir nicht das Abendmahl einnehmen könnten. Welcher Mensch, der bei Verstand ist, würde das Risiko eingehen wollen, Verdammnis über sich zu bringen? Man kann sich doch nie sicher sein, dass man jegliche Sünde aus seinem Herzen entfernt hat. Welchen Unterschied macht es, ob ich mit einer “kleineren” Sünde wie Völlerei Probleme habe oder ob ich in Unzucht lebe? Sünde ist Sünde. Entweder ist jegliche Sünde aus meinen Herzen getilgt oder nicht – was spielt es da für eine Rolle,
welche Sünde es ist?
 
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich oft so besorgt war, dass ich nicht im rechten Stand mit Gott sein könnte, dass ich gleich ganz vom Abendmahl Abstand genommen habe. Statt mich auf das Blut und den Leib von Christus zu fokussieren, habe ich mir Sorgen gemacht, ich könnte nicht würdig sein, Brot und Wein zu mir zu nehmen. Wie schade!
 
Der Zweck des Abendmahls

 
Und er nahm das Brot, dankte, brach es, gab es ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (Lukas 22:19-20)
 
Der Grund, weshalb wir das Abendmahl einnehmen, ist, um uns daran zu erinnern, was der Herr Jesus für uns getan hat. Wenn wir an seinem Leib und Blut Anteil haben, proklamieren wir das Werk, das er am Kreuz für uns vollbracht hat. Wir proklamieren aber auch die Vorzüge des Neuen Bundes, der Heilung, Befreiung, Wohlergehen, Versorgung, Vollmacht über die Macht der Finsternis und die Kraft zum Überwinden der Sünde in unserem Leben beinhaltet.
 
Ich habe von Heilungen und Befreiungen gehört, die auf wunderbare Weise geschahen während die Betroffenen das Abendmahl einnahmen. Wie können Abhängigkeiten und Probleme mit Sünde während des Abendmahls gebrochen werden?
Können wir es wagen, das Abendmahl als ein mächtiges Werkzeug zu betrachten, das uns helfen kann, Sünde zu überwinden? Wenn durch den gebrochenen Leib und das vergossene Blut von Jesus Heilung und Befreiung erkauft und bezahlt wurden, war dann nicht die Kraft zum Überwinden von Sünde ebenfalls in dem gebrochenen Leib und dem vergossenen Blut unseres Herrn enthalten? Wenn wir natürlich Angst haben, dass wir uns selbst unters Gericht bringen, würden wir zu einer Zeit, in der wir gegen Sünde ankämpfen, nicht einmal im Traum daran denken, das Abendmahl einzunehmen! Durch Angst, hervorgerufen durch Irrlehren, sind wir abgeschnitten von dieser gewaltigen Quelle der Hilfe in Zeiten der Not. Kein Wunder, dass Satan so hart daran gearbeitet hat, Menschen mit Sündenproblemen davon abzuhalten, am Abendmahl teilzunehmen. Daher ist es geistlich gefährlich, Christen zu lehren, sie müssten sich erst im Herzen jeglicher Sünde entledigen bevor sie würdig sind, das Abendmahl einzunehmen.  
 
Jesus wollte unsere Erinnerung daran, was er für uns getan hat, immer frisch erhalten. Wenn wir über den Preis nachdenken, den er für uns bezahlt hat und was er für uns erkauft hat, ist das genau das, was uns von der Sünde wegtreiben wird.