European-American Evangelistic Crusades

             
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Sollten Frauen predigen und lehren?


 
"Der Herr lasse Siegesgesang erschallen! Der Siegesbotinnen ist ein großes Heer!" - Psalm 68:11
 
Der große britische Prediger Charles Spurgeon erzählte einmal eine Geschichte über eine Hindufrau, die zu einem Missionar sagte: „Sicher ist Ihre Bibel von einer Frau geschrieben worden." Als der Missionar nach dem Grund ihrer Annahme fragte, erwiderte die Frau: „Weil sie so viele nette Dinge für Frauen sagt.“ In der ganzen Bibel finden wir eine Reihe gottesfürchtiger Frauen, die von Gott mächtig gebraucht wurden. Eine der größten militärischen Führerinnen Israels war beispielsweise eine Frau namens Debora (Richter 4 und 5). Die dramatische Geschichte von Königin Esther, erzählt in dem Buch, das ihren Namen trägt, berichtet wie diese große Frau das jüdische Volk vor der sicheren Vernichtung bewahrte. Sprüche Kapitel 31 ist ein wunderschönes und befreiendes Portrait der gottesfürchtigen Frau. Tatsache ist, dass wir mit Leichtigkeit sagen könnten, dass die erste evangelistische Botschaft, die jemals gepredigt wurde, von Frauen gepredigt wurde, denn sie waren die ersten, die berichteten, dass Jesus von den Toten auferstanden war. (Lukas 24: 9-10)
 
Im Lichte dessen ist es ironisch, dass die Beiträge von Frauen innerhalb der modernen Gemeinde zu oft übersehen werden. Eine große Debatte in der christlichen Gemeinschaft ist gewesen, ob es für Frauen angemessen ist, als Prediger und Lehrer etc. zu dienen oder nicht. Das ist eine interne Debatte und man findet in beiden Argumentationslagern ernsthafte Christen. Nichtsdestotrotz bewegt es mich zutiefst, dass durch ein ernsthaftes Missverständnis der Bibel viele begabte Stimmen innerhalb der Gemeinde zum Schweigen gebracht wurden.
 
Dabei will ich keineswegs die Wichtigkeit solider männlicher Leiterschaft in der Gemeinde herunterspielen. Ich versuche auch nicht, einfach nur „politisch korrekt“ zu sein oder mich vor irgendeiner liberalen Ideologie zu beugen. Im Gegenteil: meine theologischen Ansichten sind sehr konservativ und ich glaube fest daran, in allen Bereichen des Lebens und der Lehre biblischer Autorität zu folgen. Genau das ist auch der Grund dafür, dass ich glaube, dass es falsch und sogar sündhaft ist, wahrhaft begabte Frauen aus dem Dienst zu verbannen.
 
Es gibt drei Passagen aus der Bibel, die gewöhnlich herangezogen werden um den Gedanken zu untermauern, dass Gott es verbietet, dass Frauen predigen, lehren und verschiedene andere Dienste in der Gemeinde verrichten. Doch bevor wie sie uns ansehen, wollen wir ein paar grundsätzliche Regeln der Bibelauslegung ansehen:
 
1. Alle Schriftstellen müssen in ihrem historischen Zusammenhang interpretiert werden.
 
2. Alle Schriftstellen müssen im Licht der sie umgebenden Verse interpretiert werden.
 
3. Alle Schriftstellen müssen im Licht der Gesamtbotschaft der Bibel interpretiert werden. Da Gottes Wort sich nicht selbst widerlegen kann, kann jede Interpretation, die eine andere Schriftstelle missachtet, nicht korrekt sein.
 
Mit diesen Grundsätzen im Gedächtnis wollen wir uns die in Frage stehenden Passagen ansehen:
 
Das erste Beispiel finden wir in 1. Korinther 14:34-35, wo der Apostel Paulus uns anweist “Die Frau schweige in der Gemeinde..." Das ist in der Tat ein sehr aufrührender Vers, wenn er nicht richtig verstanden wird. Wenn es tatsächlich ein pauschales Verbot ist, das besagt, dass Frauen in der Gemeinde nicht sprechen dürfen, dann sollten wir es auch konsequent zu Ende denken. Wir müssen dann schlussfolgern, dass Frauen auch nicht singen und Gott verbal anbeten und preisen dürfen. Sie dürfen sich dann auch nicht miteinander unterhalten und Gemeinschaft haben, wobei dies aber doch alles Dinge sind, aufgrund derer wir zur Gemeinde kommen!
 
Wenn wir uns diese Schriftstelle im Licht anderer Schriftstellen ansehen, wird der beabsichtigte Zusammenhang viel deutlicher. Es ist biblisch ganz klar, dass Frauen in Gottesdiensten laut gebetet und geweissagt haben (1. Korinther 11:4-5.) Was sollen diese Verse denn dann bedeuten? Vers 35 gibt uns einen Hinweis: „Wollen sie (die Frauen) aber etwas LERNEN, so mögen sie daheim ihre Männer FRAGEN." Augenscheinlich bestand das Problem, mit dem Paulus es hier zu tun hatte, darin, dass Frauen die Gottesdienste unterbrachen um ihren Ehemännern Fragen zu stellen, was den Ablauf störte.
 
Diese Interpretation passt auch perfekt in den allgemeinen Zusammenhang des Kapitels, wo es nämlich um Richtlinien für den ordnungsgemäßen Ablauf des Gottesdienstes geht, mit besonderer Betonung auf Geistesgaben wie Zungenrede und Prophetie. Wir sehen da Aussagen wie “Alles geschehe zur Erbauung” (Vers 26), „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens" (Vers 33) und "Alles aber geschehe mit Anstand und in Ordnung" (Vers 40). Mit anderen Worten: was auch immer in der Gemeinde geschieht, ob es um Zungenrede, Prophetie oder das Stellen von Fragen geht, möge auf eine friedliche, erbauende und ordentliche Weise geschehen.
 
Als nächstes untersuchen wir 1. Timotheus 2:12, wo Paulus sagt: "Einer Frau aber gestatte ich das Lehren nicht, auch nicht dass sie über den Mann herrsche." Bei der Interpretation dieses Verses ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die griechischen Worte für “Mann” und “Ehemann” sowie für „Frau“ und „Ehefrau“ dieselben sind. Direkt im nächsten Vers bezieht sich Paulus zurück auf Adam, der vor Eva erschaffen wurde. Diese Passage bezieht sich vom Kontext her unter Berücksichtigung aller Hinweise auf die Ehe und nicht auf die Gemeinde. Paulus sagt nicht, dass Männer nicht von Frauen lernen können. Vielmehr sagt er einfach nur, dass Frauen nicht manipulierend oder dominierend gegenüber ihren Ehemännern sein sollen. Das ist ein großer Unterschied.
 
In Apostelgeschichte 18:24-26 lesen wir von einer Frau namens Priscilla, die zusammen mit ihrem Ehemann Aquila gegenüber einem brillanten jüdischen Mann namens Apollos, der später ein mächtiger Prediger des Evangeliums wurde, "den Weg Gottes noch genauer auslegte". Wenn 1. Timotheus 2:12 es Frauen total verbieten wollte, Männer zu lehren, dann hätte Apollos gesündigt indem er geistliche Führung von Priscilla annahm. Doch wenn das der Fall gewesen wäre, weist die Bibel jedenfalls nicht darauf hin. Priscilla stellt ein wunderschönes Bild einer Frau dar, die in rechter Beziehung mit ihrem Ehemann ihre von Gott gegebenen Gaben so nutzt, dass das Königreich Gottes auf mächtige Weise vorangetrieben wird. Wenn Priscilla und Aquila in der Bibel erwähnt werden, erscheint ihr Name sogar gewöhnlich als erstes! (siehe Apostelgeschichte 18:1-4; 18-28; Römer 16:3-4; 1. Korinther 16:19; 2. Timotheus 2:14).
 
Als letztes schauen wir uns 1. Timotheus 3:2 und 12 sowie Titus 1:6 an. Beide Passagen lehren uns, dass Älteste, Diakone und Gemeindeleiter “Männer einer Frau” sein sollen. Wie bereits gesagt muss jede Schriftstelle im Licht der Gesamtheit der Heiligen Schrift ausgelegt werden. Wir wollen dies im Sinn behalten. Wenn diese Verse somit als ein absoluter Befehl zu verstehen wären, dass nur verheiratete Männer Gemeindeleiter sein dürfen, wäre Paulus selbst disqualifiziert gewesen, denn er war unverheiratet (2. Korinther 9:5). Wenn der Titel „Diakon“ nur für Männer reserviert wäre, wie erklären wir uns dann eine Dame namens Phoebe, die “eine Dienerin Gottes” genannt wird, wobei das griechische Wort, das hier mit “Dienerin” übersetzt wird, das Wort
diakonos ist, wovon auch unser Wort „Diakon“ abgeleitet wird?
 
Wir finden zahlreiche andere Beispiele in der Bibel von weiblichen Propheten (Römer 16:1-2; 1. Timotheus 3:11) und anderen, die “Arbeiter des Evangeliums” (Philipper 4:2-3) waren. Römer 16:7 bezieht sich auf eine Frau namens Junias, die selbst von den frühen Gemeindevätern als weiblicher Apostel anerkannt wurde! Ist das ein Widerspruch? Überhaupt nicht. Es illustriert einfach, dass die beabsichtigte Bedeutung dieser Passage ein Leitprinzip ist: Gemeindeleiter, ob männlich oder weiblich, sollen treu zu ihren Ehepartnern stehen.
 
Zusammenfassend möchte ich aus Apostelgeschichte 2:17-18 zitieren, eine Stelle, die in Erfüllung einer früheren Prophetie aus Joel 2:28-29 angeführt wird: "Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch; und eure Söhne UND EURE TÖCHTER werden WEISSAGEN... auch über meine Knechte UND ÜBER MEINE MÄGDE werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden WEISSAGEN." In diesen Versen kann das griechische Wort für “weissagen” auch mit “proklamieren, erklären, singen, schreiben und sogar predigen“ übersetzt werden.
 
Ich schätze, dass es deutlich mehr christliche Frauen als Männer innerhalb der Gemeinde gibt, doch wir wollen ganz konservativ einmal von der Statistik ausgehen, dass die christliche Bevölkerung der Welt aus 50% Männern und 50% Frauen besteht. Wenn Satan die Bibel auf so eine Weise verdrehen kann, das er über die Hälfte des Leibes Christi zum Schweigen bringt, hat er ihn ernsthaft geschwächt. Lasst uns ihm diese Chance nicht geben!
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